LANDTAGSWAHL 2021
#FUCK und die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2021
Das unseren Artikel begleitende Wahlplakat von „Die Partei“ hat uns motiviert, ein ursprünglich vulgäres Wort in unsere Überschrift einzuflechten. Ein Wort, das inzwischen im gesellschaftlichen Rahmen seine provokante Bedeutung verloren hat.
Wikipedia offeriert zu „fuck“ Lesearten wie „zum Teufel“ an (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Fuck) und da sind wir auch nicht weit von der Landtagswahl entfernt. Denn im Gegensatz zu den müden Wahlplakaten der Rest-Parteien, regte mich „Die Partei“ zumindest zum Befragen des Gelesenen an.
Plakate für wen?
Doch bleiben wir bei dem Sichtbar-Unsichtbaren: Bei der geradezu omnipräsenten und per Photoshop zur Comicfigur stilisierten Ministerpräsidentin (deren strahlend weiße Zähne mir nur noch sagen müssen, welche Zahncreme die beste wäre). Da fallen die Kleinplakate derselben Partei in den Rührtopf der allgemein gültigen und bei jeder Wahl durchgekauten Themen. – Die CDU ist gut getarnt auf den Plakaten mit etwa gleichlautenden Wahlsprüchen. Denn das Parteilogo fällt erst beim zweiten Mal Suchen ins Auge. – Wenn Die Grünen wie auch die AfD nicht auf den Plakaten so viel wie möglich erzählen würden, dann hätte sich vielleicht der ein oder andere Wahlslogan eingeprägt. Bei der ÖDP bleibe ich am Kürzel optisch kleben, ohne dass mein Auge mich zu Inhalt führt…– Es bleibt also bis zum Wahltag für die Autofahrer (oder sind Plakate auch für das Fußvolk gedacht?) eine Herausforderung um das ein oder andere zu entziffern, was da so in den vertikalen Raum der Straßenlaternen geschickt wird oder sich auf Großplakaten an markanten Wegpunkten präsentiert.
Mit dem heutigen Tag sind parallel dazu im Redaktionsbriefkasten Werbebriefe der SPD, der CDU, der Freien Wähler und der Grünen gelandet. (Die zeitliche Reihenfolge wurde hier eingehalten).
Allgemeinthemen stehen für Politik
Die Freien Wähler haben – im Gegensatz zu den gerade zitierten Parteien – nicht gleich auf die Briefwahl aufmerksam gemacht, sondern die von jeder Partei so klar und allgemein aufgeführte „Hauptthemen“ aneinandergereiht: Bürgernahe Politik – Für mehr Sicherheit – Für Tierschutz und Artenvielfalt – Gesunde Lebensmittel für Alle – Für starke Wirtschaft und Innovation – Bessere Mobilität für Alle – Bezahlbare Energie für Alle – Gesundheits- und Grundversorgung für Alle – Wohnraum für Alle – Kultur und Sport für Alle – Bildungschancen für Alle. – Top Themen, gerade das letzte, findet sich wie ein Wahlgarant auf allen Parteiplakaten. (Sollen da Eltern beruhigt werden, dass deren Kinder möglicherweise das letzte Schuljahr gemeinsam wiederholen sollen / müssen?)
„Volt“ sticht hervor
Die europäische Partei „Volt (vgl. https://www.voltdeutschland.org/faq) hat in unserer Recherche eine Sonderposition eingenommen. Leider entziffern sich die Plakate von Volt genauso umständlich. Doch hat uns die Forschungsarbeit zu den, was hinter der Partei steht, in Bezug auf das dabei Entdeckte begeistert. – Für uns ist Europa immer noch ein Verführungsmoment…
Die „alten Parteien“ schlafen – die jüngeren allerdings sind auch nicht gerade modern
Wenn die Plakate – und das ist unsere Basis in Sachen „Auseinandersetzung“ – als Wählermotivation dienen sollen, wäre hier eine Politikmüdigkeit vorprogrammiert. – Was bleibt mir also als wahlberechtigte/r Bürger/in übrig?: Mich schlau machen!
Also nicht nur den Wahl-O-Mat Fragen (vgl. https://www.wahl-o-mat.de/rlp2021/app/main_app.html ) sondern auch mal tiefer in die „Wahlsache“ eintauchen. – Welchen Köpfen vertraut man die Zukunft eines Bundeslandes an? Denn der Wahl-O-Mat analysiert und lässt meiner Sympathie keine Chance, lässt dem Gefühl meines Vertrauens gegenüber einem Politiker/innen-Kopf keine Chance.
Und Corona?
Die FDP verspricht den Weg aus der Krise –doch wohin? Warum hat keine Partei den Mumm zu sagen: „Mit uns hat Corona keine Chance“ – Auch das würde man glauben / nicht glauben. – Doch die Augen und Ohren würden zumindest für diese Partei etwas mehr aufgehen.
Große Koalition?
Würde man tatsächlich in gemeinsamer Manier – quasi als Vorbild – von der politischen Bühne aus einen geradlinigen Weg aus der aktuellen Corona-Situation wollen, so böte sich hier eine Große Koalition mit einer Willenserklärung aller Parteien für eben diese an. Doch scheint dies im Wahlkampf ein Tabuthema zu sein.
„Feminismus, Ihr Fotzen“
Zu dem Plakat von Die Partei frage ich eine Frau und erfahre, dass ich zum Verstehen dieses Wahlplakates mehr in der Feministinnen-Szene zuhause sein sollte. Denn dann würde ich von eben diesen Feministinnen wissen, dass „Fotzen“ Mitkämpferinnen sein können. – Danke an Katrin Rönicke von der Wochenzeitung „der Freitag“ (vgl. https://www.freitag.de/autoren/katrin/darf-man-fotze-sagen). – Respekt deshalb an „Die Partei“, die mich zum Nachdenken und Recherchieren motiviert hat. – Dennoch fand ich die Plakate zur Kommunalwahl im Mai 2019 markanter: „Gegen Busausfälle im Winter: U-Bahn-Linie zur Uni!“ bzw. „Eine Guildo-Horn-Statue für Trier“…
Keine Münze werfen
Bei 13 Parteien, die zur Landtagswahl anstehen, besteht in Sachen Briefwahl zumindest die Möglichkeit eine Münze zu werfen. – Am 14. März 2021 in der Wahlkabine würde es etwas sonderbar anmuten. – Vielleicht ansonsten einfach mal den SWR Wahlprogramm-Check studieren: https://www.swr.de/swraktuell/wahl/rp/landtagswahl-2021/landtagswahl-2021-parteien-wahlprogramme-100.html oder dem ZDF mehr Vertrauen unter https://www.zdf.de/nachrichten/politik/landtagswahl-rlp-2021-parteien-100.html schenken. – Nach der Lektüre und nach dem persönlichen Bewerten bzw. der Auswahl von „passenden Parteien“ könnte man am Ende Auszählen. Das wäre noch eine Alternative…
P.S. Ursprünglich wollten wir eine Groß-Übersicht zu den aktuellen Wahlplakaten verfassen. Doch es ergab sich anders. Denn das abgebildete Plakat hat uns zu der Modifikation unserer Intention angeregt.
Text: Christoph Maisenbacher – 28. Februar 2021
Foto: © Trierer Umschau