Hinter Römermauer, Rathaus und Liebfrauenkirche liegt die Bitburger Fußgängerzone – Foto: © Tourist Information Bitburger Land

BITBURG - AKTUELL

Bürgermeister Joachim Kandels äußert sich heute zu Leerstandsproblematik in Bitburg

Ungewöhnlicher Zeitpunkt für eine Pressemeldung

Die wöchentliche Pressemeldung von Gerlinde Funk aus der Stadtverwaltung Wittlich kam – und da hätten wir schon reagieren sollen – erstmals an einem Samstag. – Was war der Anlass? – Beim Öffnen der Anlage wurde es klar: das Statement des Bürgermeisters der Stadt Bitburg, Joachim Kandel zur Leerstandsproblematin in Bitburg.

Ist da etwas Akutes, das nach einem Statement verlangt?

Mag sein, dass die angekündigten Schließungen eines Modegeschäfts wie einer Buchhandlung für Unruhe sorgen. Mag sein, dass die möglichen Schließungen bei den Gastronomiebetrieben Fragen aufwerfen. Mag auch sein, dass der Einzelhandel sich beklagt und Corona und die Tendenz zum Onlinehandel hier als Hilferuf passen. Doch sollte eine politische Reaktion mit bedacht und Weitblick vonstattengehen.

Der Kunde schätzt den Einzelhandel

Zu genau dieser Aussage empfehlen wir von der Trierer Umschau gerne einen sehr informativen Artikel von Maritius Kloff in t-online.de: https://www.t-online.de/finanzen/news/unternehmen-verbraucher/id_88710734/corona-die-krise-im-einzelhandel-begann-lange-vor-der-covid-19-pandemie.html . der am 11. Oktober 2020 verfasst wurde.
Darin wird selbst vom Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforscnung (IFH), Kai Hudetz, dem stationären Handel eine Zukunft vorhergesagt. Nur eines ist und bleibt wichtig: „Wer nicht mit der Zeit geht, wird mit der Zeit gehen.“

Dies als kleines redaktionelles Vorspiel vor dem hier vollständig übernommenem Stadtement des Bitburger Bürgermeisters Joachim Kandels:

Das Thema Ladenleerstände und weitere Schließungen von Geschäften, insbesondere in der Bitburger Fußgängerzone, beschäftigt mich als Bürgermeister unserer Stadt natürlich auch. Die Angst geht um, dass viele Einzelhändler die Corona-bedingten Schließungen nicht mehr verkraften und dies für viele Betriebe der berühmte Tropfen ist, der das ohnehin schon bis zum Rand gefüllte Fass zum Überlaufen bringt. Corona beschleunigt die strukturellen Veränderungen und es stellt sich die Frage, wie wir es insgesamt – und da ist Bitburg leider kein Einzelfall – schaffen können, unsere Innenstädte wieder zu beleben. Darüber hinaus erschwert das veränderte Kaufverhalten durch den immer stärker werdenden Online-Handel zusätzlich das Geschäft vor Ort, aber es gibt auch vielfältige andere Faktoren wie z. B. fehlende Nachfolgeregelungen für Geschäfte, hohe Mieten, bauliche Missstände und damit verbundene hohe Investitionen usw. Wie verändert das durch Corona verstärkte Homeoffice das Angebot an Büroflächen? Ist auch hier neben den Geschäftsleerständen mit verstärkten Leerständen zu rechnen? Wenn mehr Menschen von zu Hause arbeiten, stellt sich die Frage, ob dies auch Auswirkungen auf die Infrastruktur in einer Stadt hat, wie z. B. die Anzahl von Stellplätzen.

All diese Fragen treiben mich um. Daher habe ich bereits in der ersten Woche des neuen Jahres Kontakt zu einem Beratungsunternehmen aufgenommen, das sowohl Kompetenzen in der Stadt- bzw. Einzelhandelsentwicklung, als auch auf dem Gebiet von Ladenleerstandsmanagement, sowie dem Aufbau lokaler Online-Marktplätze vorweisen kann. Ein erstes Gespräch ist schon für die kommende Woche vereinbart.

Mein Ziel ist es, dem für dieses Jahr vorgesehenen Einstieg in die Entwicklung eines Leitbildes und eines Stadtmarketingkonzeptes bereits jetzt vorzugreifen, in dem wir uns vordringlich und zeitnah mit dem Thema Innenstadtentwicklung und Konzepten zur Vermeidung weiterer Ladenleerstände befassen. Daher kann ich es nur begrüßen, wenn auch die Vertreter des Gewerbevereins, sowie die Fraktionen unseres Stadtrates das Thema Stadtentwicklung bzw. die Leerstands Problematik ganz oben auf die Agenda setzen. Nur gemeinsam können wir hier etwas erreichen.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass Gewerbeverein und Stadt bereits in der Vergangenheit aufgrund der sehr engen und guten Zusammenarbeit schon vieles positiv für die Stadt verändert haben. Vor allem auch in den letzten Monaten im Rahmen der Corona-Krise hat sich diese Zusammenarbeit bewährt, als wir gemeinsam alle Möglichkeiten zur Unterstützung des Gewerbes unternommen haben, sei es durch den Verzicht auf Sondernutzungsgebühren seit Beginn der Pandemie, oder der Verzicht auf Parkgebühren im Dezember, oder durch die Durchführung von Veranstaltungen wie Braderie bzw. Bauernmarkt unter erschwerten Bedingungen.

Auch wenn das Thema unter den Nägeln brennt: es ist – wie dargestellt – sehr komplex und allumfassend, dem man nicht mit überhasteten Maßnahmen begegnen sollte. Wenn wir den wirklichen Ursachen auf den Grund gehen und verstehen wollen, dann bedarf dies einer kompetenten Begleitung eines solchen Prozesses, um die o. g. vielfältigen Gründe gemeinsam zu erforschen bzw. zu analysieren und hieraus entsprechende Maßnahmen zu entwickeln. Daran angeschlossen schlage ich vor, künftig im Rahmen eines Stadtmarketingvorstandes unter meiner Leitung in einen Dialog einzutreten, in dem sowohl die Einzelhändler, der Gewerbeverein, die Wirtschaft, die Politik und die Verwaltung, aber auch mögliche andere betroffene Akteure, auf Augenhöhe dauerhaft und regelmäßig eingebunden werden.

Nach den gewonnenen Erkenntnissen aus dem Erstgespräch mit dem Beratungsunternehmen möchte ich zunächst gemeinsam mit den politischen Vertretern abstimmen, wie wir möglichst zeitnah einen Fahrplan und einen Handlungsfaden erstellen können, um in der uns allen wichtigen Frage voranzukommen.

Ihr Joachim Kandels
Bürgermeister

Quelle: Stadtverwaltung Bitburg / Gerline Funk – 16. Januar 2021
Foto: © Tourist Information Bitburger Land