MENSCH & HUND
Der treueste Begleiter des Menschen ist sein Hund – danke an Dich, Dauno
Welches Kartenhaus
fällt zusammen?
Welchen Namen
muss ich streichen?
Wie viele Geister
sammeln sich um mich?
Ist dieses Schweigen so schlimm,
dass ich anfange,
mit mir laut zu sprechen?
Was hätte ich noch
mit dir teilen können?
Welche Fragen
hattest du noch?
Welchen Weg
hätten wir weiter
gehen sollen?
Welchen Klang
in unseren Ohren halten?
Welches Bild
mit unseren Augen entdecken?
Und wie nahe hätten wir
unser Atmen teilen können?
Oder dauert alles nur
so lange,
bis man seine Augen schließt?
Unser vierbeiniger Begleiter, unser Dalmatiner-Rüde Dauno, hat sich heute verabschiedet. Wir mussten ihm leider dabei helfen.
Eine Leere schwebt über dem Boden und packt den eigenen Kopf, der nicht mehr weiß, wie er dies gerade verarbeiten soll.
Ein Hund, was ist ein Hund?
Wenn ich an die letzten Monate denke, so war er wirklich mein Tag-Einteiler. Er war der Grund, aufzustehen, er war der Grund, die Natur zu erkunden, er war der Grund, die Welt der Wiesen, des Waldes und der unterschiedlichsten Wetterverhältnisse kennenzulernen.
Er war immer Teil der Familie, des Zusammenlebens, des Planens von Tagesabläufen. Vor allem im letzten Jahr, als sein Laufen schwieriger wurde und Treppen immer mehr tabu waren. Obwohl er kein Fan davon war, durfte ich ihn tragen. Viel länger, als er mir das als Welpe gestattet hat.
Er war der Hund, den ich gerne als einen distanzierten Beobachter bezeichnen würde. Ja, so war er. Er ist einer der wenigen, die ich kenne, die nur dann gestreichelt werden wollten, wenn er dafür gelaunt war. Doch damit arrangiert man sich als Hundebesitzer. Denn mir wäre es nie in den Sinn gekommen, einen unserer Hunde zu einem Verhalten zu zwingen. Gut, das kleine Ein-mal-Eins des Halt-Sitz-Bleib, um im Alltag des Stadtlebens zurechtzukommen.
Ansonsten war Dauno derjenige, der die Führungsrolle im Entdecken der Welt eingenommen hat. Er hat einen Teil unserer Familiengeschichte mitgeschrieben. Wie das jedes Familienmitglied – mit egal wie vielen Beinen – tut. In seinen über 13 Jahren ist viel passiert.
Ohne Hund klingt jeder Schritt unheimlich laut
Hier stehen wir nun, wir Zweibeiner. Eingehüllt in eine Traurigkeit, die wegen dieser Unerbittlichkeit einer Endlichkeit des Lebens – die uns heute so grausam deutlich vorgeführt wurde – sich geradezu zu verdoppeln scheint.
Wenn ich durch unsere vier Wände gehe, scheinen die Schritte lauter als noch heute Morgen. Wenn ich eine Schranktüre oder Schublade aufmache, scheint dies als Lärm die Ruhe zu stören. Jedes Telefonpiepsen scheint unangebracht. Wenn ich in die Küche gehe, fehlt mir ein Blick, der scharf beobachtet, ob nicht doch ein Leckerli zu Boden fällt.
Kannst du den Schatten deines Hundes fühlen?
Hundeliebhaber, die ihren Hund verloren haben, werden dieses Gefühl kennen. Dieses Gefühl einer unsichtbaren Anwesenheit ihres nicht mehr unter ihnen weilenden Hundes. Es ist nicht immer und nicht überall abrufbar. Doch wie Dauno in seinen Träumen über unendliche Weiten gelaufen sein muss – noch bis heute Morgen –, so wird sich sein Geist die Freiheit nehmen, ab und zu vorbeizukommen, um zu sehen, wie die Familiengeschichte weitergeht.
Danke an Dauno
Wenn ich einen wirklich einzigartigen Moment in unserer Gemeinsamkeit hervorheben darf, so war es eine Nacht im Sommer 2024, als wir um 23.30 Uhr im Trierer Weißhauswald waren. Dauno war immer schon ein schreckhafter Hund, und ich hatte herausgefunden, dass die Nacht, das angeleinte Spazierengehen in der Nacht, für ihn Entspannung, ja eine welpenartige Neugierde und eine eigene Freude auslöste. So fügte ich mich. Und mit diesem Fügen um den Sommeranfang 2024 standen wir unerwartet und staunend plötzlich in einem Lichterregen von Glühwürmchen. Als hätte Sterntaler die Bettdecke geschüttelt. Ein Bild, das ich in all meinen über 60 Jahren Leben bis dato nicht gesehen hatte. Ein Bild, das für mich die Einmaligkeit des Miteinanders von Hund und Mensch unterstreicht.
Das Dreibein unserer Familie hat nur noch zwei Beine. Ich hoffe, dass wir standfest bleiben…
vgl. auch: https://www.trierer-umschau.de/wie-kann-ich-mich-von-meiner-huendin-verabschieden/
Dieser Text unserem Dalmatiner-Rüden Dauno (16. Juni 2012 bis 03. November 2025) gewidmet
Gedicht / Text: Christph Maisenbacher – 3. November 2025
Social-Media-Teaser: ChatGPT
Foto: © Trierer Umschau
Dieser Text in LEICHTER SPRACHE ist veröffentlicht unter: https://www.trierer-umschau.de/2025-11-03-bb/
