Wir haben Andi Rietschel um sein Gedicht "Was für ein Sommer?!" begleitendes Foto gebeten, welches wir hier mit abbilden - Foto: © Andi Rietschel

KRIEG : FRIEDEN & EIN GEDICHT

Stehen wir mit einem Fuß im Grab oder in der Hölle? – Zum Gedicht „Was für ein Sommer?!“ von Andi Rietschel

Stehen wir mit einem Fuß im Grab oder in der Hölle?

Die Redewendung mit dem Grab wird jeden Tag unterstrichen. Und unser Kriegsminister Boris Ludwig Pistorius (um die Trump-Bezeichnung für den Verteidigungsminister zu verwenden) verkündet laut: „Die Trommeln und Pfeifen, / Die schallen ins Haus, / Sie locken, sie rufen: / Soldaten, heraus!“ (https://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=8219)

„Wenn wir wieder alle Männer eines Jahrgangs mustern und die Daten aller Wehrfähigen erheben, wird das auch in Russland wahrgenommen. Anders ausgedrückt: Auch das ist Abschreckung.“ (vgl. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/militaer-verteidigung/id_100962298/wehrdienst-pistorius-will-flaechendeckende-musterung-schon-ab-2027.html)

„Wir müssen verhindern, dass Moskau oder jemand anderes auf den Gedanken kommt, uns oder NATO-North Atlantic Treaty Organization-Territorium anzugreifen. […] Unsere Streitkräfte müssen abschreckungsfähig werden wie im Kalten Krieg.“ (vgl. https://www.bundeswehr.de/de/meldungen/nachgefragt-neuer-wehrdienst-5994308)

Da wirkt es erfrischend, wenn der Vorsitzende der Partei *Die Linke*, Jan van Aken, in seiner Pressemeldung formuliert:
„Die Alten schicken die Jungen in den Krieg. Die jungen Menschen, die das betrifft, wollen keine Wehrpflicht. Das sieht man in den Umfragen. Ich möchte auch gerne mal wissen, was Eltern darüber denken, dass ihre Kinder zur Armee müssen. Im Parlament stimmen Menschen über die Wehrpflicht ab, die selbst niemals mehr davon betroffen sein werden. Wir werden jungen Menschen, die sich gegen die Wehrpflicht wehren wollen, in alter Tradition der Friedensbewegung natürlich Hilfe zur Kriegsdienstverweigerung leisten. Meine Kinder kriegen sie nicht.“

Unser Vortext entwickelte sich von unserer Seite zu dem Gedicht „Was für ein Sommer?!“ des Erzählers und DJs Andi Rietschel (vgl. https://andirietschel.wordpress.com/ ), das wir Ihnen hier gerne abdrucken:

 

Was für ein Sommer?!

Was für ein Sommer?!
Die kalte Jahreszeit ist vorbei.
Ferienzeit!
Der Krieg geht weiter.
Was für ein Sommer?!

Was für ein schöner Sommer!
Laue Sommerabende,
zirpenden Grillen,
wir sitzen in einer Open Air Bar, trinken Cocktails,
genießen das Leben, wie wunderbar!
Was für ein schöner Sommer!

Ein schöner Sommer?
Laue Sommerabende,
das Dröhnen der Hubschrauber, Maschinengewehrsalven,
Bombeneinschläge, wir liegen im Schützengraben.
Letztes Jahr, bevor ich zum Krieg zwangsverpflichtet wurde,
saß ich noch bei einem Cocktail in einer Open Air Bar.
Nächstes Jahr? Wahrscheinlich bin ich dann tot,
wie viele meiner Freunde, die kämpfen wollten, oder nicht,
aber es mussten, für andere.
Ein schöner Sommer?

Was für ein schöner Sommer!
Am Strand liegen, den Sand zwischen den Zehen spüren,
ein Buch lesen, Möwen und Boote beobachten,
schwimmen, in den Wellen herum springen.
Freudige Kinder spielen miteinander,
Sandburgen werden gebaut, Muscheln gesammelt.
Überall sind glückliche Menschen.
Was für ein schöner Sommer!

Ein schöner Sommer?
Am Strand liegen, wieder Sand zwischen den Zehen spüren.
Das Boot ist untergegangen, nachdem es vom Militär beschossen wurde.
Wir sind zurück geschwemmt worden, an den Beginn unserer Reise.
Was heißt wir?
Wahrscheinlich sind die meisten ertrunken.
Viele Kinder waren dabei.
Wir wollten flüchten, weil wir zu Hause nicht mehr leben konnten,
nach dem Krieg, den andere Länder zu uns brachten.
Sie schickten uns Bomben, um unsere Rohstoffe zu bekommen.
Ein schöner Sommer?

Was für ein schöner Sommer!
Reisen, Abenteuer, eine neue Stadt erkunden
durch unbekannte Straßen ziehen,
der Geruch von Neuem, exotische Speisen,
verzaubernde Klänge, Musik auf der Straße,
Sprachen, die unbekannt und doch so schön erklingen,
fremde Menschen, die wir kennenlernen und die zu Freunden werden.
Was für ein schöner Sommer!

Ein schöner Sommer?
Zwangsvertrieben in eine neue Stadt,
zwischen zerbombten Straßen,
zu den tausenden Zelten, in denen wir nun leben sollen.
Leben? Das ist kein wahres Wort für das Jetzt.
Überleben!
Der Geruch von Verwesung, vergammelte Speisen, immer viel zu wenig.
Das Weinen und Schreien der hungrigen Kinder,
Lärm, Schüsse auf der Straße, an einer der wenigen Versorgungsstellen.
Leichen, überall Leichen.
Fremde Menschen, die auf uns schießen, uns töten wollen.
Ein schöner Sommer?

Was für ein Sommer?!
Ein letztes Mal in Frieden?
Ein letztes Mal auf der Reise?
Ein letztes Mal am Strand?
Ein letztes Mal im Krieg?
Ein letztes Mal auf der Flucht?
Ein letztes Mal im Hunger?
Ein letztes Mal im Lager?
Ein letztes oder ein erstes Mal?

Lassen wir Politiker, Regierungen, Religionsführer,
Technokraten, Medienkonzerne, Milliardäre und Angstmacher entscheiden,
wie der nächste Sommer wird,
dass ihre Macht und ihr Besitz wachsen
und es für alle Anderen schlechter und schlechter wird?

Oder erinnern wir uns daran, dass wir Alle, alle Menschen zusammengehören,
dass Niemand besser oder böser als der Andere ist, dass alles im Kreise ist.
Wenn wir Kriege führen, kommen die Kriege zu uns.
Wenn wir Gewalt schüren, kommt die Gewalt zu uns zurück.
Wenn wir Gutes tun, wird Gutes zu uns kommen.

Wenn wir, die Milliarden Menschen,
den tausenden Führern nicht mehr folgen,
NEIN sagen, wenn es an der Zeit ist,
die Waffen nieder legen, der Gewalt abschwören,
der Vertreibung, dem Kriege, dem Hass ein Ende setzen,
wie mag dann der nächste Sommer werden?

Was für ein Sommer?
Ein schöner Sommer?

Nun denn…
Mögen wir einen neuen Weg beschreiten,
dass dieser Sommer und der Nächste und alle Anderen auch,
ein Sommer des Friedens und der Liebe werden!
Es liegt an uns!

Was für ein Sommer?!

 

Vortext / Kommentar: Christph Maisenbacher – 19. Oktober 2025
Quelle (vollständig zitierter Text): Andi Rietschel’s Gedicht „Was für ein Sommer?“!“
Link-Zitate: alle Zitate, die wir übernehmen sind im Text mit einem Link versehen
Social-Media-Teaser: ChatGPT
Foto: © Andi Rietschel

Dieser Text in LEICHTER SPRACHE ist veröffentlicht unter: https://www.trierer-umschau.de/2025-10-19-bb/