Schüler erinnern mit einem Banner an die von den Nazis deportierten Menschen aus der Region - Foto: © Inge Hülpes / Bistum Trier

ERINNERUNGSKULTUR - DEPORTATIONEN VON JUDEN

Erinnerungstermine zur Deportation von jüdischen Menschen aus Luxembourg – Wanderausstellung „Kinder und Jugendliche im Deportationszug DaJ“

Danke an all diejenigen, die das Auge, den Kopf und das Herz schulen wollen, dass Menschen – egal welchen Glaubens, welcher Gruppierung oder welcher geschlechtlichen Orientierung – getötet werden. So muss auch die mahnende Erinnerung an die von deutschem Boden realisierten Deportationen von Jüdinnen und Juden kontinuierlich hochgehalten werden.

Dabei spielt es keine Rolle, wie man die aktuelle politisch-militärische Situation im Gazastreifen bewertet bzw. bewertet hat. Die Schuld, die eine Regierung, ein Volk, eine Gruppierung auf sich lädt, kann und darf nicht durch Gewalt gerächt werden! Denn damit wird Schuld multipliziert und endlos und führt dazu, dass am Ende der Gewalt sich der letzte Schuldige selbst das Leben nehmen muss.

Doch wir leben, um möglichst Dinge, negative Dinge, irreversible Dinge nicht blind und gedankenlos zu wiederholen. In den Augen unserer Redaktion gehört dazu jede Form von militärischer Auseinandersetzung, jede Form von fehlerhafter Diplomatie und jede Form der Ignoranz gegenüber den seit 1948 von den Vereinten Nationen (UN) festgelegten Allgemeinen Menschenrechten (vgl. https://unric.org/de/allgemeine-erklaerung-menschenrechte/).

Artikel 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.
Des Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebietes, dem eine Person angehört, gleichgültig, ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.

Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.

Artikel 4
Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten.

Artikel 5
Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.

Artikel 6
Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden.

Artikel 7
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.

 

Doch irgendwie scheinen sich inzwischen – langsam, schleichend – Ressentiments durchzusetzen, welche sich in der gesellschaftlichen Stimmung gegen die ethnische Herkunft, aber auch gegen die Religion richten (vgl. https://www.bosch-stiftung.de/de/storys/vielfaltsbarometer-2025-die-akzeptanz-von-diversitaet-deutschland-nimmt-ab). So scheinen sich die islamfeindlichen Straftaten von 2023 auf 2025 von 1.464 auf 3.080 Übergriffe erhöht zu haben, was eine Zunahme von mehr als 110 Prozent bedeutet. Die antisemitischen Vorfälle stiegen von unglaublichen 4.866 auf 8.627, d. h. um 77 Prozent.

Deshalb ist es so wichtig, dass die Menschen immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, wie schnell eine ganze Gesellschaft – abgelenkt vom „Krieg“, vom „Feind“, vom „Andersdenkenden“, vom „Andersgläubigen“, von „den Bösen“ – die Unmenschlichkeit übersieht oder ignoriert.

Die Trierer Umschau übernimmt deshalb hier die von der Stabsstelle Kommunikation des Bischöflichen Generalvikariats Trier versandte Presseinformation zur Arbeitsgemeinschaft „Grenzenlos gedenken“ und der mit dem 10. Oktober 2025 in Trier initiierten Erinnerung an die Deportation von 513 jüdischen Menschen aus Luxemburg und Trier:

 

Gegen das Vergessen in der Region

„Grenzenlos gedenken“ erinnert an die Deportation von 513 jüdischen Menschen aus Luxemburg und Trier

Vom 16. bis 18. Oktober 1941 brachte der Deportationszug „Da 3“ 513 jüdische Kinder, Frauen und Männer aus der Region von Luxemburg über Trier in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz/Polen). Nur 14 von ihnen überlebten die von den Nationalsozialisten begangenen Gräuel gegen die Menschlichkeit. Bei einer Gedenkveranstaltung auf Einladung der „AG Grenzenlos gedenken“ am 10. Oktober vor dem Eingang des Trierer Hauptbahnhofes erinnerten engagierte Bürger*innen an die Deportation.

Peter Szemere, Vorstand der Trierer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e. V., dankte allen Beteiligten, insbesondere den Schüler*innen, die aktiv an der Veranstaltung mitgewirkt haben. Neben Szemere unterstrich der Trierer Nick Waters, gebürtiger Engländer und Nachfahre von geflohenen deutschen Juden, den hohen Stellenwert der Erinnerungskultur und sprach sich gegen Hass und Verbitterung aus.

Unter den Teilnehmenden der Gedenkveranstaltung war auch Dr. Katharina Lemberg-Lichterfeld aus Luxemburg. Seit Langem ist sie Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Geboren 1935, hat sie den Nationalsozialismus als Kind selbst miterlebt. Für sie ist klar: „Das Gedenken ist sehr, sehr wichtig, vor allem für junge Menschen. Sie müssen immer wieder an die Vergangenheit erinnert werden, denn sie kennen das ja nur aus Geschichtsbüchern.“ Auf einer Reise nach Lodz habe sie Gedenkstätten besucht, die die Deportationen dokumentieren. „Die Befassung mit den katastrophalen Deportationen hat mich sehr betroffen gemacht. Ich wünsche mir sehr, dass die Erinnerung weiterhin gepflegt wird.“

Wanderausstellung „Kinder und Jugendliche im Deportationszug Da 3“

Klara Goldbäcker, Lea Prinz und Katharina Herzog vom Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasium trugen die Biografien von drei deportierten jüdischen Kindern vor und gaben so Einblick in die von Ralf Kotschka entwickelte Wanderausstellung „Kinder und Jugendliche im Deportationszug Da 3“. Die Ausstellung, die jüngst um sechs Einträge ergänzt wurde, kann unentgeltlich, etwa von Schulen, ausgeliehen werden. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkstunde von einem Ensemble des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums unter der Leitung von Musiklehrerin Stefanie Lamberti. Die Veranstaltung schloss mit einem Gebet, das auf Hebräisch und Deutsch vorgetragen wurde.

In den kommenden Wochen gibt es weitere grenzübergreifende Gedenkveranstaltungen:

• 16. Oktober, 11 Uhr, Hauptbahnhof Luxemburg: Gedenkfeier zum 84. Jahrestag der Deportation in das Ghetto Litzmannstadt
• 19. Oktober, 10.45 Uhr, Remich: Gedenkfeier im Rahmen der Journée de la Commémoration nationale, Monument Zakhor, Place de la Shoa
• 19. Oktober, 11.45 Uhr, Echternach: Gedenkfeier im Rahmen der Journée de la Commémoration nationale, Monument Zakhor
• 19. Oktober, 12.30 Uhr, Ettelbrück: Gedenkfeier im Rahmen der Journée de la Commémoration nationale, Jüdischer Friedhof
• 19. Oktober, 18 Uhr, Mondorf-les-Bains: Vortrag von Mireille Cukier „Les Juifs de la Maison Dauphant“, Alte Synagoge
• 21. Oktober, Wittlich: Filmreihe des Emil-Frank-Instituts „Filme erzählen jüdisches Leben“, Ehemalige Synagoge Wittlich
• 24. Oktober, 14.30 Uhr, Jüdischer Friedhof Bollendorf: „grenzenlos ge(h)denken“ – auf den Spuren jüdischen Lebens von Bollendorf nach Echternach

Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter mail@emil-frank-institut.de oder 06571 / 260124.

Die Arbeitsgemeinschaft „Grenzenlos gedenken“ besteht aus Vertretungen der Trierer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e. V., des Emil-Frank-Instituts Wittlich, des Pastoralen Raums Schweich und dem Comité Auschwitz Luxemburg. Weitere Informationen zu deren Arbeit sowie zur Wanderausstellung gibt es unter https://grenzenlos-gedenken.eu/index.php.“

 

Vortext / Kommentar: Christph Maisenbacher – 15. Oktober 2025
Quelle (vollständig zitierter Text): Bischäfliches Generalvikariat Trier – Stabsstelle Kommunikation – Sandra Schumacher
Link-Zitate: alle Zitate, die wir übernehmen sind im Text mit einem Link versehen
Social-Media-Teaser: ChatGPT
Foto: © Inge Hülpes / Bistum Trier
Dieser Text in LEICHTER SPRACHE ist veröffentlicht unter: https://www.trierer-umschau.de/2025-10-15-cb/