E-MOBILITÄT
Deutsche Angst – Ukrainischer Optimismus – Autogipfel in Berlin – Daimler Buses bringt öffentliche Ladesäulen in touristische Zentren von Europa
Unsere Trierer-Umschau-Kurzumfrage mit einigen kurzfristig erreichbaren Kontakten wie auch mit uns selbst führt zu dem Geständnis: Ja, wir haben Angst davor, dass es emissionsfreie Zonen gibt, die uns verbieten, unsere Verbrennungsmotoren zu benutzen. Ja, uns fehlt aktuell die finanzielle Basis, um zu sagen: Los, das alte Fahrzeug hat ausgedient, das neue wird jetzt erworben. Dies betrifft Privatpersonen (Luxemburg-Pendler) wie Kleinunternehmen, die nicht einfach mal ihren Fahrzeugpark auf E umstellen können.
German Angst vs. Optimismus in der Ukraine
Wir hatten schon wiederholt in unseren Beiträgen das in den deutschen Köpfen womöglich fest verankerte Bild des 2. Weltkrieges angerissen und daraus die Skepsis gegenüber der E-Mobilität hergeleitet – eine Skepsis, die sich durch den Krieg in der Ukraine noch vertiefen könnte.
Doch höre und staune: Selbst in einem Land, dessen Infrastruktur regelmäßig von russischer Seite angegriffen wird, hat sich die Anzahl an E-Autos von August 2024 auf August 2025 um fast 25 % erhöht (vgl. https://open4business.com.ua/de/in-der-ukraine-waechst-das-segment-der-elektrofahrzeuge/). Insgesamt fahren aktuell mehr als 185.000 reine E-Fahrzeuge (BEVs = Battery Electric Vehicles – also Fahrzeuge, die ausschließlich von einer Batterie angetrieben werden).
Ist der Optimismus ansteckend oder bremst die Regierung in Deutschland?
Unser Artikel wurde ausgelöst vom sogenannten „Autogipfel“ vor einer Woche im Berliner Kanzleramt. Leider wird in diesem Zusammenhang auch immer wieder die Leier von „längeren Laufzeiten für Verbrenner“ über das Jahr 2035 hinaus vorgetragen. Während BMW, Mercedes und VW klar sagen: kein Rückzug.
Wohl auch, weil die Autoindustrie sich selbst an den Ohren zieht und kritisch fragt: Warum haben wir geschlafen, während China hörbar in alle Welt rief: „Wir wollen weltweit die Nummer 1 in Sachen E-Mobilität werden!“ Das sind sie inzwischen – und die zunehmenden Umsatzzahlen in der Ukraine (auch von VW- und Tesla-Fahrzeugen) sind bedingt durch den Import aus China (!). Warum wohl?
Um wieder zum Anfang unseres Textes, der „German Angst“ (vor Veränderung, aber auch vor den Kosten der neuen Mobilität), zurückzukehren und ihr einen Ausblick zu geben, möchten wir zwei Pressemeldungen zum Autogipfel hier zitieren. Ergänzen möchten wir die Aufrufe von Greenpeace und der Deutschen Umwelthilfe mit einem europäischen Schritt von Daimler Buses, der genau das unterstreicht, was die Politik verwässern will: den konsequenten Schritt hin zur E-Mobilität.
1_ Die Reaktion von Martin Kaiser, dem geschäftsführenden Vorstand von Greenpeace, zum Autogipfel am 9. Oktober 2025 in Berlin:
„Dieses Treffen war kein Gipfel, sondern ein Tiefpunkt. Während die deutsche Autoindustrie einem global boomenden E-Auto-Markt hinterher hechelt, empfiehlt der Bundeskanzler den Konzernen, erst mal in die Breite der Möglichkeiten zu entwickeln. Ohne Kompass aber findet niemand sein Ziel. Statt für die nötige Klarheit, sorgt der Kanzler so für mehr Verunsicherung und droht den Umstieg auf klimaschonende E-Autos weiter zu verzögern. Dabei legt die E-Mobilität gerade richtig zu, die Zulassungen steigen steil, endlich kommen auch bezahlbare Modelle auf den Markt. Diese mutmachende Entwicklung darf die Bundesregierung jetzt nicht abwürgen, indem sie im Gestern verharrt und Ausnahmen für Verbrenner in Form von Plug-In-Hybriden und Range Extendern schaffen will. Sie sollte den Konzernen den nötigen politischen Rückenwind geben, damit sie im Rennen um klimaschonende Zukunftsmärkte weiter aufholt. Das geht nur mit einem klaren Fahrplan für den Umstieg aufs E-Auto. Die Europäische Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen darf diesen nach hinten gerichteten Vorschlag der Koalition nicht annehmen. Sie muss zu konsequentem Klimaschutz und einem klaren Bekenntnis zur E-Mobilität mit verbindlichen Flottengrenzwerten bis 2035 stehen.“
2_ Zitieren wir die Forderung der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die einen Blick in die Niederlande wirft und zusätzlich auf die Lebensqualität in unseren Städten. Hier werden Augen geöffnet, die offen bleiben sollten:
Nullemissionszonen als Treiber für E-Mobilität: Deutsche Umwelthilfe fordert ambitionierte Gesetzesgrundlage für alle Verbrenner-Fahrzeuge
• Neue Analyse zeigt: Emissionsfreie Zonen für Güterverkehr in den Niederlanden wirken – 78 Prozent aller neuzugelassenen Lkw elektrisch, deutlich weniger Dieseltransporter
• Geplante Ausweitung auf Pkw bis 2030 wird positive Effekte auf Klimaschutz, Luftreinhaltung und Gesundheit absehbar verstärken
• DUH fordert von Bundesregierung Gesetzesgrundlage für Nullemissionszonen – wichtiges kommunales Instrument zur Erreichung von Klimazielen, insbesondere mit Blick auf drohende Abschwächung des Verbrenner-Ausstiegs
Angesichts neuer Belege zur Wirksamkeit von Nullemissionszonen für Saubere Luft und Klimaschutz fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Bundesregierung auf, mit einer bundesweiten Gesetzesgrundlage aktiv zu werden. Nach Einführung der Zonen in den Niederlanden Anfang 2025, zunächst nur für den Güterverkehr, sind 78 Prozent aller neu zugelassenen Transporter elektrisch, so das Ergebnis einer Analyse der Clean Cities Campaign – im EU-Durchschnitt liegt der Anteil bei lediglich neun Prozent. Die Zahl der E-Lkw ist in dieser Zeit um 188 Prozent gestiegen, während die Anzahl der Dieseltransporter deutlich zurückgegangen ist. Bis 2030 sollen die Zonen auch für Pkw, Busse und Taxis gelten.
Die DUH fordert die Bundesregierung auf, die Erkenntnisse aus den Niederlanden zum Anlass zu nehmen, eine ambitionierte Gesetzesgrundlage für emissionsfreie Zonen in Städten vorzulegen – direkt für sämtliche Fahrzeugtypen.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Während im Nachbarland Nullemissionszonen die Kommunen bei der Erreichung ihrer Klima- und Luftreinhalteziele unterstützen, verkommen die Umweltzonen in Deutschland zum zahnlosen Tiger: Weit über 90 Prozent der Fahrzeuge, darunter 20 Jahre alte Autos, tragen die grüne Plakette. Umweltzonen für Pkw entfalten dadurch kaum noch Wirkung und werden in immer mehr Städten abgeschafft. So rücken Saubere Luft und kommunale Klimaziele in weite Ferne. Gerade wenn die CDU am längst vereinbarten Verbrenner-Ausstieg sägt, brauchen Kommunen effektive Handlungsmöglichkeiten. Die Niederlande zeigen: Mit konsequent geplanten und umgesetzten Nullemissionszonen können wir die Elektrifizierung beschleunigen und die Gesundheit der Menschen schützen. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Städten die Einführung von emissionsfreien Zonen für Verbrenner-Fahrzeuge zu ermöglichen – zum Schutz von Menschen und Klima.“
Die drohende Abschwächung beim Verbrenner-Ausstiegsdatum 2035 macht eine Gesetzesgrundlage für Nullemissionszonen aus Sicht der DUH umso dringender: Ansonsten würden Kommunen die nötigen Instrumente fehlen, um ihre Klima- und Luftqualitätsziele eigenständig zu erreichen.
Hintergrund: Die DUH hat in den vergangenen Jahren mit über 40 Luftreinhalteklagen die Einhaltung der EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub in deutschen Städten durchgesetzt. Dennoch entspricht die Luftqualität in vielen deutschen Städten weiterhin nicht den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Um die Lebensqualität in den Städten zu erhöhen und die Antriebswende zu beschleunigen, bedarf es einer Weiterentwicklung des Instruments der Umweltzonen hin zu wirksamen Nullemissionszonen.
Link zur Analyse: The rise of electric vans and trucks: Early evidence from Dutch zero-emission zones for freight – Clean Cities Campaign
3_ Und dann doch noch eine optimistische Pressemeldung aus Leinfelden-Echterdingen: Daimler Buses wird ab 2026 öffentliche Ladesäulen für E-Busse an hochfrequentierten touristischen Standorten errichten.
„Daimler Buses errichtet ab 2026 eigene öffentliche Ladesäulen für E-Busse. Im Fokus stehen hochfrequentierte touristische Standorte in Europa – etwa Busparkplätze bei Freizeitparks oder in Städten. Daimler Buses will damit den Ausbau von leistungsstarker Ladeinfrastruktur abseits der Autobahnen in den nächsten Jahren vorantreiben. So werden sich E Busse künftig auch für entlegene Reiseziele einsetzen lassen – derzeit ist dies nur sehr vereinzelt möglich. Den Auftakt bildet ein Pilotprojekt auf Initiative der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate mit der Stadt Köln: Im kommenden Jahr sollen dort vier öffentliche Schnellladepunkte für E-Busse nahe dem Stadtzentrum entstehen. Daimler Buses ist bislang der einzige Bushersteller in Europa, der eine eigene öffentliche Ladeinfrastruktur aufbaut. Das Tochterunternehmen Daimler Buses Solutions übernimmt die Planung, den Bau, den Betrieb und die Wartung der Ladesäulen.
Till Oberwörder, CEO Daimler Buses: „Die Zukunft des Busses ist elektrisch. Der Aufbau der notwendigen öffentlichen Ladeinfrastruktur dauert jedoch zu lange. Wir wollen mit unseren Ladesäulen einen wichtigen Impuls geben. Unser neuer batterieelektrisch angetriebener Überlandbus eIntouro verbindet bereits Stadt und Land. Er eignet sich zudem für kleinere Reisen. Dies sind die aktuell sinnvollsten Einsatzszenarien für E Busse außerhalb des urbanen ÖPNV. Das Fahrzeug wird somit bereits vom Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur profitieren. Für den elektrischen Reiseverkehr zu fernen und entlegenen Zielen hingegen braucht es ein flächendeckendes Netz, damit Busunternehmen E-Reisebusse auch wirtschaftlich und ohne Komforteinbußen für ihre Fahrgäste einsetzen können.““
Vortext / Kommentar: Christph Maisenbacher – 15. Oktober 2025
Quelle (vollständig zitierter Text): 1_ Greenpeace e.V. (Auszug aus der Pressemeldung) – 2_ Deutsche Umwelthilfe (DUH) Pressemitteilung – 3_ Daimler Truck Newsroom (Auszug)
Link-Zitate: alle Zitate, die wir übernehmen sind im Text mit einem Link versehen
Social-Media-Teaser: ChatGPT
Foto: © Daimler Truck AG
Dieser Text in LEICHTER SPRACHE ist veröffentlicht unter: https://www.trierer-umschau.de/2025-10-15-ab/
