Diese Schilder sollten dann beachtet werden, wenn die Temperaturen des Nachts nicht unter 5 Grad fallen. Die warmen Nächte wecken die Kröten und motivieren sie zu den Laichplätzen aufzubrechen. – Foto: Simone / Momo_2210 - Pixabay
Erdkröte auf Straße – ohne Hilfe oder begleitende Baumaßnahmen wie Leiteinrichtungen und Tunneldurchlässe ist es im Grunde ein Roulettespiel: kommt ein Fahrzeug oder kommt keines. Etwa 15 Minuten braucht sie um eine normale Straße zu überqueren. - Foto: © NABU / Jan Piecha
Krötenzaun mit Fangeimer, der von freiwilligen Helfern mindestens einmal täglich auf der gegenüberliegenden Straßenseite geleert wird, so dass die Kröten ihren Weg fortsetzen können– Foto: © NABU / E. Neuling

BIODIVERSITÄT

Die Krötenwanderung startet – deren Bedeutung für unser Ökosystem sollte von Autofahrern beachtet werden

Wir sind in einem Okosystem, aus dem wir uns selbst nicht ausschließen können, nur weil wir Menschen sind. Alles an Flora und Fauna ist in einer Abhängigkeit untereinander, und sollte uns jeden Tag bewußt sein.

Mao Zedong hatte im Jahr 1958 die „Ausrottung der vier Plagen“ auf die Parteifahne geschrieben. Doch die Ausrottung von vermeintlich 2 Milliarden Spatzen, denen man den „Raub“ von Getreide vorgeworfen hat, führte dazu, dass die Insekten eine derartige Dominanz erhielten, dass eine der weltweit größten Hungersnöte ausbrach und zwischen 15 und 55 Millionen Menschen auf Grund von Unterernährung starben. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Spatzenkrieg oder https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Chinesische_Hungersnot oder https://de.wikipedia.org/wiki/Ausrottung_der_vier_Plagen )

Von China nach Deutschland und der startenden Krötenwanderung

Die zu erhaltenden Kröten in unserern Breiten werden nicht einen solchen Effekt haben. Doch sie sind Teil des Ökosystems und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) brachte es gut auf den Punkt: „Alle Lurche fressen Käfer, Spinnen, Würmer; sie sind aber auch wichtige Beutetiere für vielerlei Vögel, Reptilien und Säugetiere. So hat jede einzelne Art ihre Bedeutung im Ökosystem.“ (vgl. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.artenschutz-warum-kroeten-und-froesche-wichtig-sind.201627a8-32e0-413a-b522-81141104b02f.html )

Als Autofahrer sind wir deshalb aufgerufen, von der Krötenwanderung betroffene Abschnitte mit mehr Aufmerksamkeit zu befahren. Die am Straßenrand aufgestellten Schilder sprechen für sich und eigentlich sollte man der Einladung des Naturchutzbundes Deutschlands (NABU) folgen, und während der Phase der Krötenwanderung – sofern keine Krötenzäune parallel zu den Straßen installiert wind – eine alternative Strecke wählen. (siehe auch: http://www.amphibienschutz.de/schutz/amphibien/amphibienschutz.htm )

Deshalb haben wir – trotz Wahlendspurt – die heutige Presseinformation des NABU zum Thema „Krötenwanderung“ als Notwendigkeit veröffentlicht. Verursacht durch den Sachverhalt, dass mit dem heutigen Tag die Temperaturen nicht unter 5 Grad in der Nacht abfallen und damit die Aktivitäten der Kröten in Sachen „Laichplatzwanderung“ aktivieren:

 

Achtung Krötenwechsel!

Der NABU bittet Autofahrende um Rücksicht auf verliebte Lurche

Endlich ein Hauch von Frühling: Nach der kleinen Eiszeit im Spätwinter können es Kröten und Molche in vielen Regionen Deutschlands kaum erwarten, sich in Sachen Liebe auf den Weg zu machen. Der NABU bittet darum Autofahrende um Rücksicht.

„Steigt die Nachttemperatur mehrere Nächte hintereinander über fünf Grad, kommen die Tiere aus den Winterquartieren und wandern zu ihren Laichgewässern. Dabei überqueren sie auch Lebensraum zerschneidende Landstraßen, wo leider jedes Jahr Tausende Amphibien getötet werden“, sagt Sascha Schleich, stellvertretender Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Feldherpetologie und Ichthyofaunistik.

Einzelne wandernde Amphibien wurden bereits gesichtet. Aufgrund der aktuell stark schwankenden und regional sehr unterschiedlichen Temperaturen wird der Beginn der großen Massenwanderung noch etwas dauern. In wärmebegünstigten Lagen ist mit den ersten Wandergeschehen jedoch bereits ab dem Wochenende zu rechnen.

An entsprechend gekennzeichneten Amphibienwanderstrecken sollten darum höchstens 30 Stundenkilometer gefahren werden. Diese Fahrweise kann viele Leben retten, denn die Tiere sterben nicht nur unter Autoreifen, sondern auch wenn Fahrzeuge sehr schnell unterwegs sind. „Große Geschwindigkeit erzeugt einen hohen Luftdruck, dadurch können die inneren Organe von Fröschen, Kröten und Molchen platzen oder durch den Mund nach außen gestülpt werden. Die Tiere verenden qualvoll“, so Schleich. Angesichts der aktuellen starken Rückgänge der Amphibien gelte es, weitere Verluste möglichst zu vermeiden.

Vorsichtiges Fahren ist auch wegen der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wichtig. Schleich: „Warnschilder und Tempolimits müssen unbedingt beachtet werden, auch weil die Einsätze in der Dämmerung stattfinden, wenn die meisten Tiere unterwegs sind.“

Seit vielen Jahren kämpfen Naturfreundinnen und -freunde gegen den Amphibientod an Straßen. Sie stellen Fangzäune auf, tragen Kröten über die Straße und legen Ersatzlaichgewässer an. Für diese ehrenamtliche Arbeit sind zahlreiche Helferinnen und Helfer nötig. Der NABU informiert darum unter https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/aktion-kroetenwanderung/index.html über das bundesweite Wandergeschehen. Dort gibt es neben aktuellen Meldungen über besondere Ereignisse und seltene Arten auch eine bundesweite Datenbank, die über den Standort von Krötenzäunen und Aktionen informiert. Helfende sind immer willkommen ebenso wie Meldungen von nicht durch Schutzzäune und Schilder gesicherte und gekennzeichnete Wanderstrecken.“

 

Wer noch wissen will, warum Kröten (die männlichen) auf der Straße sitzen bleiben und warum die Wanderung Hockepack stattfindet (männliche Kräte auf weiblicher), dem empfehlen wir folgenden Link: https://www.br.de/radio/bayern1/kroetenwanderung-120.html

Weitere Informationen zur Krätenwanderung erhalten Sie unter:
_ https://geteisa.de/blogs/aktuelles/frosch-und-kroetenwanderung?srsltid=AfmBOopZtY321W9zU8lXS4UOetOgBW1qWMkOQwt4T3AqkIgJWgngKelY und
_ https://www.nationalgeographic.de/tiere/2022/03/kroetenwanderungen-wie-wir-deutschlands-amphibien-im-stich-lassen

 

Vortext / Nachsatz: Christoph Maisenbacher
Quelle: Naturschutzbund Deutschland (NABU) – 22. Februar 2025
Foto 1: Simone / Momo_2210 – Pixabay – Foto 2: © NABU / Jan Piecha – Foto 3: Foto: © NABU / E. Neuling