KLIMASCHUTZ & EMISSIONEN
Deutschland 2022 – Die 20 umsatzstärksten Schlacht- und Milchkonzerne hatten genauso viele Emissionen wie der gesamte PKW-Verkehr
Hatten Sie bei einem unserer vorhergehenden Berichte gestutzt (vgl. https://www.trierer-umschau.de/2025-01-26b/ ). – Der „Hummer“ das war doch das Fahrzeug, das bis zu 30 Liter auf 100 Kilometer verbrauchte? – Letztendlich war das auch sein Ende. Die Produktion des nicht militärisch genutzten Hummer-Geländewagens von General Motors wurde 2010 eingestellt. – Bis dass der elektrische im Jahr 2020 erstmals vorgestellt wurde. So ändern sich die Zeiten, könnte man sagen.
Dass allerdings die 20 umsatzstärksten Schlacht und Milchkonzerne in Deutschland 2022 genauso viel Emissionen haben, wie der gesamte PKW-Verkehr in einem Jahr, das lässt aufhorchen: Denn wir sprechen bei der Anzahl an PKW 2022 immerhin von 48,8 Millionen (inclusive der etwa 471.000 E-Autos, welche 2022 zugelassen waren).
Wenn Konzentration nicht einhergeht mit Modernisierung
„Die Top-10-Betriebe vereinen über 82 Prozent der Schlachtungen“. schreibt „agrarheute“ (vgl. https://www.agrarheute.com/tier/schwein/schlachthofranking-2023-zehn-groessten-schlachtunternehmen-621055 ). Damit ist alles gesagt, wenn man 2022 in Deutschland Tönnis, PHW Gruppe, Westfleisch, Vion Food Germany, Rothkötter-Gruppe, Danish Crown Germany, Müller Fleisch, Sprehe-Gruppe, Willms und Heidemann-Gruppe hörte.
Und ähnlich wird die Entwicklung wohl bei den Milchkonzernen sein. Unter die Top 10 reihten sich 2022 der DMK Deutsche Milchkontor, die Unternehmensgruppe Theo Müller, Hochland, Hochwald Foods (aus Thalfang), Aria Foods, Fude + Serrahn Milchprodukte, die Molkerei Ammerland, FrieslandCampina Germany, Uelzena eG und Lactalis Deutschland.
Mögen diese die folgende Pressemitteilung von Germanwatch für die Zukunftsplanung und die CO2-Emissionen heranziehen. Andere Unternehmen sind da deutlich weiter. Danke auch an Germanwatch für eine der wenigen Presseinformationen, die derzeit zirkulieren und nicht für oder gegen eine Partei aufrufen. Nicht, dass die Trierer Umschau zur Wahlenthaltung aufruft (unser Artikel für eine aktive Wahlbeteiligung folgt noch). Doch wir versuchen in unserem Schreiben politisch neutral zu bleiben (wenn für unsere Leser die 17 UN-Ziele nicht schon eine politische Aussage darstellen):
„Große Fleisch- und Milchkonzerne in Deutschland mit hohen Emissionen
Neue Germanwatch-Studie: Große deutsche Schlacht- und Milchkonzerne tragen erheblich zur Klimakrise bei / Großunternehmen wie Tönnies und DMK Deutsches Milchkontor bei Klimaschutz insgesamt bisher zu ambitionslos
Die insgesamt 20 umsatzstärksten deutschen Schlacht- und Milchkonzerne haben 2022 fast zwei Drittel (61 Prozent) so hohe Emissionen verzeichnet wie der gesamte PKW-Verkehr in Deutschland im selben Zeitraum. Zu ihren Klimaschutzbemühungen aber geben sie nur höchst lückenhaft Auskunft. Dies sind zwei Kernergebnisse einer heute vorgestellten Studie der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Germanwatch. Die Studie hat erstmals die Treibhausgasemissionen der zehn größten Schlacht- und zehn größten Milchkonzerne in Deutschland berechnet und die rechtlichen Verpflichtungen der Konzerne in Sachen Klimaschutz beleuchtet.
Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch: „Wir erwarten insbesondere von den größten Vertretern der Branche klare Pläne zur deutlichen Reduktion ihrer Emissionen – auch in ihren Lieferketten. Zudem ist eine umfassende und insgesamt valide Klimaberichterstattung notwendig.“
Eigenangaben der Konzerne zu den vollständigen Emissionen ihrer Lieferketten existieren bis auf wenige vage gehaltene Ausnahmen nicht – zumindest nicht öffentlich. Eine an die Konzerne gesendete Abfrage zu ihren Emissionen sowie zu ihren Klimaschutzmaßnahmen blieb in nahezu allen Fällen auch auf wiederholte Nachfrage unbeantwortet, so Germanwatch.
„Die bisherigen klimabezogenen Angaben der in der Studie näher betrachteten Marktführer Tönnies und DMK Deutsches Milchkontor sind trotz erster Ansätze unterm Strich ungenügend. Sie sind unvollständig, intransparent und nicht kohärent“, kritisiert der Hauptautor der Studie, Konstantinos Tsilimekis, Leiter des Bereichs Welternährung, Landnutzung und Handel bei Germanwatch. „Die Unternehmen stehen in der Verantwortung, in fairer Partnerschaft mit den Landwirtinnen und Landwirten zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu entwickeln, die deutliche Reduktionen der Tierzahlen und damit der Emissionen ermöglichen. Die kommende Bundesregierung sollte auch im Sinne der Zukunftskommission Landwirtschaft eine nachhaltige Ernährungswende fördern, um der Landwirtschaft klare Perspektiven zu geben.“
Insgesamt sogar größere Klimawirkung als PKW-Verkehr
Eine weitere Berechnung in der Studie zeigt: Der Emissionsausstoß der insgesamt 20 Konzerne beläuft sich sogar auf das bis zu Eineinhalbfache der im selben Jahr durch PKW-Verkehr in Deutschland ausgestoßenen Emissionsmenge, wenn man zusätzlich zu den oben betrachteten Emissionen auch die entgangene Treibhausgas-Speicherleistung (Opportunitätskosten) berücksichtigt. Bei dieser Berechnung wird abgeschätzt, wieviel Emissionen nicht gespeichert werden, weil Flächen insbesondere für Tierfutter landwirtschaftlich genutzt werden anstatt mit natürlicher Vegetation ausgestattet zu bleiben oder zu werden.
Die Studie von Germanwatch entstand in Zusammenarbeit mit dem Verein Faba Konzepte für die Berechnung der Treibhausgasemissionen sowie mit Green Legal Impact für die Erörterung der klimabezogenen rechtlichen Verpflichtungen.
Die Studie finden Sie hier: https://www.germanwatch.org/de/91962″
Die Trierer Umschau hat die Studie bereits downgeloaded: germanwatch_super-emittenten_in_der_fleisch-_und_milchwirtschaft_0
Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Germanwatch – 28. Januar 2025
Foto: Luca Chiartano – Pixabay