WELTWIRTSCHAFTSFORUM
Davos – Extreme Wetterereignisse, der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen sollte im Mittelpunkt stehen – 350 Aktivist*innen demonstrierten gegen die WEF-Show der 3.000
Davos – Extreme Wetterereignisse, der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen sollte im Mittelpunkt stehen – 350 Aktivist*innen demonstrierten gegen die WEF-Show der 3.000
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) vom 20. bis 24. Januar 2025 in Davos ist zurzeit im Fokus der Medien. Nicht nur Staats- und Regierungchefs treten dort auf, auch Vertreter aus der Wirtschaft. Viel wird diskutiert und auf die Waagschale gelegt. Die „Menschen“ und die künstliche Intelligenz scheinen im Fokus zu stehen, aber auch der Klimaschutz, die Neudefinition von Wachstum und der aufkeimende Protektionismus.
Eine wunderbare Zusammenfassung hat die Neue Züricher Zeitung am heutigen Abend veröffentlicht: https://www.nzz.ch/wirtschaft/zum-auftakt-des-wef-2025-in-davos-die-wichtigsten-gaeste-und-themen-ld.1866326
Wir schlagen eine Brücke von Trier nach Davos
Mit all unserem Respekt gegenüber den in Davos auftretenden, vertretenden und sprechenden Persönlichkeiten, die letztendlich deutlich oder weniger deutlich den Blick auf die Eigeninteressen richten werden, gibt es auch Demonstrationen und kritische Stimmen in Richtung Davos. Vor allem, wenn ein „Meeting“ das nächste Meeting vorzubereiten scheint (die Weltklimakonferenz in Baku / Aserbeidschan lässt schön grüßen – vgl. https://www.trierer-umschau.de/2024-11-10c/ ).
Zwei Tops übernehmen wir in unseren Trierer Blick auf Davon: zum einen die in der Presseagentur Pressenza veröffentlichten Text “ „Greenwashing verschleiert die Wurzeln der Krisen“ – Schweiz: Strassenblockaden und grüngefärbte Gewässer in Davos“ des züricher Online-Magazins „Untergung-Blättle“ sowie eine Presseinformation des Naturschutzbunds Deutschlands (NABU) mit dem Titel „Davon: Logik eines Hardware-Upgrades“ mit dem Zitat des NABU-Präsidenten Jörg-Andreas Krüger in der Unterüberschrift: „Die Erde passt nicht zu er Art wie wir Business machen wollen“:
PRESSENZA / UNTERGRUND-BLÄTTLE
„„Greenwashing verschleiert die Wurzeln der Krisen“ – Schweiz: Strassenblockaden und grüngefärbte Gewässer in Davos
Sie haben den Autoverkehr auf der Zufahrtsstraße nach Davos mit einer friedlichen Sitzblockade und vielen kreativen Aktionen lahmgelegt. Um auf Greenwashing im Rahmen des WEF hinzuweisen, haben Aktivist*innen den Davoser See und den Fluss Landwasser in Davos grüngefärbt, mit ökologisch abbaubarer Farbe. Die Aktivist*innen engagieren sich für globale Gerechtigkeit und weisen auf die Verschärfung globaler Krisen durch kapitalistische Ausbeutung und neokoloniale Praktiken rund um das WEF hin.
„Der zivile Widerstand gegen den Gipfel der Ungerechtigkeit in Davos ist legitim und längst überfällig“, sagt Alex Sattler, „denn hier treffen sich die Mächtigen und Reichen, um Profit mit Krisen und Ausbeutung besonders auf Kosten von Menschen im Globalen Süden zu machen!“
Die Sitzblockade auf der Zufahrtsstraße verhinderte, dass Gäste für das Weltwirtschaftsforum anreisen konnten. Die Aktivist*innen aus ganz Deutschland kritisieren, dass das WEF höchst antidemokratisch ist und neokoloniale Praktiken stärkt. Betroffene Personen aus Krisengebieten seien kaum vertreten und würden nicht an Lösungen beteiligt. Gleichzeitig findet Ausbeutung von Mensch und Natur insbesondere im Globalen Süden weiter für die Profite einiger Weniger statt.
Tonia S. sagt: „So grün wie der See und der Fluss ist das WEF nicht mal im Traum!“ Die Aktivistin begründet die Aktion zivilen Ungehorsams damit, dass das WEF sich grün und nachhaltig darstellt, doch zeitgleich Umweltzerstörung und soziale Ungerechtigkeit in Kauf nimmt.
„Greenwashing verschleiert die Wurzeln der Krisen. Wir brauchen jetzt einen echten Systemwandel mit echten Lösungen für die aktuellen Krisen!“, betont Tonia S. Sie hat sich dem Protest angeschlossen und ist mit rund 350 Aktivist*innen dem Aufruf der Schweizer Gruppe StrikeWEF gefolgt, um bei der Protestwanderung nach Davos für globale Gerechtigkeit einzustehen.
Am 18. und 19. Januar 2025 sind Aktivist*innen gemeinsam mit der Schweizer Gruppe StrikeWEF nach Davos gewandert. Das WEF beginnt am 20. Januar 2025. Neben mehreren Sitzblockaden und der Einfärbung der Davoser Gewässer mit ökologisch abbaubarer Farbe haben Aktivist*innen mit kreativen Aktionen an sogenannten Popup-Stores verschiedene Unternehmen kritisiert. Unter anderem wurde gegen ausbeuterische Praktiken bei Yara, Palantir und anderen Unternehmen demonstriert.
Die Protestierenden kritisieren, dass das WEF eine exklusive Plattform für diese Konzerne bereitstellt, obwohl die Unternehmen weit entfernt von den Krisen dieser Zeit handeln. Der Zusammenschluss fordert einen Systemwandel, der die Bedürfnisse aller Menschen und des Planeten in den Vordergrund stellt.“
NATURSCHUTZBUND DEUTSCHLAND / Pressemitteilung
„Davos: Logik eines Hardware-Upgrades
Krüger: Die Erde passt nicht zu der Art wie wir Business machen wollen
Der Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums (WEF) benennt die größten Herausforderungen, denen sich die Weltgemeinschaft im kommenden Jahr und im nächsten Jahrzehnt stellen muss. Demnach dominieren Umweltrisiken die Risikoeinschätzung für das kommende Jahrzehnt: Extreme Wetterereignisse, der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen werden als die gravierendsten langfristigen Risiken angesehen. Sie geben einen Hinweis, dass die Art und Weise, wie die Weltwirtschaft wirtschaften will, nicht zur Hardware des Planeten Erde passt. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger:
“Wenn sich in diesen Tagen die globalen Entscheidungsträger der Weltwirtschaft in Davos treffen, dann wird deutlich, dass die Hardware unseres Planeten mit ihren Plänen nicht mehr Schritt hält. Das lässt nur zwei Möglichkeiten zu: Hardware-Upgrade oder wir arbeiten an einer Software, die besser auf die Hardware abgestimmt ist.”
Steigende Temperaturen, schwindende Wälder, verschmutzte Meere und ein alarmierender Verlust an biologischer Vielfalt zeigen: Die planetaren Belastungsgrenzen sind erreicht, vielerorts bereits überschritten. Die Natur sendet unmissverständliche Warnsignale – Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände sind keine Einzelereignisse mehr, sondern gehören zum Alltag.
Krüger weiter: „Das Weltwirtschaftsforum kann die Weichen für eine nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stellen. Die wirtschaftlichen Risiken, die der aktuelle Global Risks Report aufzeigt, sind ein deutlicher Weckruf: Ohne entschlossenes Handeln wird die ökologische Krise zur ökonomischen Katastrophe. Ohne intakte Ökosysteme und eine gesunde Umwelt gibt es keine langfristige wirtschaftliche Sicherheit“.
Diese Herausforderungen betreffen auch Deutschland und Europa unmittelbar. Extreme Wetterereignisse, der Verlust von Lebensräumen und die Belastung der Gewässer erfordern dringendes Handeln. Die EU-Wiederherstellungsverordnung bietet eine Chance, den ökologischen Verlusten entgegenzuwirken. Sie setzt klare Ziele für die Renaturierung geschädigter Ökosysteme und fordert ein ambitioniertes politisches Engagement sowie eine enge Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Krüger: “Davon ist im Wahlkampf noch nichts zu spüren.”
HINTERGRUND: Der Global Risks Report 2025 des Weltwirtschaftsforums (WEF) benennt die größten Herausforderungen, die die Weltgemeinschaft im kommenden Jahr und innerhalb des nächsten Jahrzehnts bewältigen muss. In einer Umfrage unter mehr als 900 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik werden insbesondere klimabedingte extreme Wetterereignisse als eines der drängendsten kurzfristigen Risiken hervorgehoben. Über einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet dominieren Umweltgefahren die Risikolandschaft: Extreme Wetterereignisse, der Verlust der biologischen Vielfalt und der Zusammenbruch von Ökosystemen zählen zu den gravierendsten Bedrohungen.“
Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: StrikeWEF (https://strikewef.org/de/) / Pressenza – Untergrund-Blättle / Naturschutzbund Deutschland (Nabu) – 22. Januar 2025
Fotos: © StrikeWEF