FRIEDEN
„Give Peace a Chance“ – warum wir unsere Gedanken neu ausrichten sollten
Geradezu blind sind wir inzwischen dem Krieg gegenüber. Als wäre „das Töten“ die legitime Art „uns“ zu retten. Unsere Demokratie, unsere Freiheit, unsere Werte. Wenn ich töte, verletzte, verstümmle, dann wird alles gut. Doch so clean wie auf dem Computer-Bildschirm oder in den Fernsehnachrichten ist der Krieg in der Realität nicht. Dort, außerhalb unseres Sichtfeldes. Und wer jetzt von Frieden spricht, der ist sowieso für den Gegner, den es zu besiegen gilt.
Doch welchen Wert haben unsere Werte, wenn sie inzwischen auf die Ebene des Tötens reduziert sind? Unser aller Glück wird nicht mit Waffengewalt erzwungen werden, sondern viel eher im Zusammenleben. Gerade mit Blick auf viel wichtigere Themen, wird auch die Erderwärmung sich nicht durch Waffengewalt regulieren lassen. Auch das weiße Tuch hilft da nicht mehr, wenn die klimatischen Bedingungen außer Kontrolle geraten.
Krieg ist keine Lösung, es sei denn, die Vernichtung ist das Ziel.
Oder täusche ich mich und wir haben weder einen ersten noch einen zweiten Weltkrieg in unserer globalen Erinnerung. Wir haben auch kein Hiroshima mitbekommen und denken immer noch in den Kategorien Gut und Böse?
Danke an David Andersson, den Koordinator des New Yorker Büros der Internationalen Presseagentur Pressenza für seinen Aufruf am heitigen 1. Januar 2025. – Danke auch an Reto Thumiger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam für die deutsche Textfassung:
„Ein Rückblick auf 2024 und ein Aufruf zum Frieden im Jahr 2025
Das Time Magazine hätte statt Donald Trump den KRIEG zur „Person des Jahres“ erklären sollen. Im Jahr 2024 stand die Kriegspropaganda im Mittelpunkt der politischen und internationalen Beziehungen, dominierte den Diskurs und prägte das globale Handeln. Jede Form von Konflikt – ob militärische Kriege, der sogenannte Krieg gegen Migranten, politische Kämpfe, technologische Konflikte oder geschäftliche Rivalitäten – wurde durch die Brille des Krieges betrachtet. Es schien, als glaubte jeder, man könne nur erfolgreich sein, indem andere scheitern.
Die Demokraten in den Vereinigten Staaten sind ein Paradebeispiel für diesen kriegsgetriebenen Ansatz – und sie haben krachend verloren. Sogar progressive und anti-Kriegs-Bewegungen tappten in diese Falle, indem sie all ihre Energie in Anti-Kriegs-Aktivismus steckten, ohne jemals in eine echte Strategie für Frieden überzugehen. Mit der Zeit haben sich diese Bewegungen zu reaktionären Kräften entwickelt, die versuchen, die „multinationale Kriegsmaschinerie“ mit veralteten Modellen aus dem letzten Jahrhundert zu bekämpfen.
Jedes einzelne Medienhaus – ob Mainstream oder alternativ – konzentrierte sich obsessiv auf den Krieg. Es wurden Kriege diskutiert, analysiert, und Experten, Professoren sowie Ex-Militärs eingeladen, um über Kriege zu sprechen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Berichterstattung pro oder contra war – alle Seiten rechtfertigten ihr Engagement mit dem Krieg.
Zwar gab es Proteste gegen Kriege auf den Straßen, doch diese blieben ohne greifbaren Plan für den Friedensbildung. Es fehlte eine echte Motivation, Frieden im Leben der Menschen oder in den Gemeinschaften zu fördern. Dies wirft entscheidende Fragen auf: Welche Fortschritte haben wir im Verständnis von Frieden gemacht? Woher kommt Frieden wirklich? Wie können wir Frieden aufbauen? Und vielleicht am wichtigsten: Sind wir mit uns selbst im Frieden?
Mit Blick auf das Jahr 2025 ist es an der Zeit, unseren Schwerpunkt zu verlagern. Wir sollten aufhören, unsere Energie in den Krieg zu stecken – sei es durch Proteste oder Analysen – und uns stattdessen auf die Schaffung von Frieden konzentrieren. Lenken wir unsere mentalen, wirtschaftlichen, technologischen, sozialen und politischen Ressourcen in die Förderung des Friedens auf allen Ebenen. Wenn das, was wir tun, nicht zum Frieden beiträgt, ist es an der Zeit, innezuhalten und neu auszurichten.
Wie einst ein großer Wahl-New-Yorker sagte: „Give Peace a Chance.““
Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Pressenza / David Andersson – 1. Januar 2025
Foto: Pete Linforth
Video: © John Lennon (auf YouTube)