Das Motto für viele Unternehmen wie auch immer mehr Kundinnen und Kunden lautet „boellerciao“ bzw. „böllerfreies Silvester“ - Foto: Bozhin Karaivanov – Unsplash (bearbeitet)

BÖLLERVERBOT AN SILVESTER

Top 1 am 23.12.2024 – Amazon, Bauhaus, dm, Globus, Hornbach, K+K, Kik, Landfuxx, Leitermann, Mowebau, Raiffeisen, Rossmann, Stabilo, L. Stroetmann, Tedi, Tedox, Toom, Woolworth sagen BOELLERCIAO

Eine Mehrheit der Bundesbürger würde ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk begrüßen. Ein breites Aktionsbündnis stößt dennoch bei der Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf taube Ohren. Trotz des sicherlich lukrativen Geschäfts mit Feuerwerkskörpern, sind es immer mehr Unternehmen, die darauf verzichten.

Für unsere Leser haben wir hier die von der Deutschen Umwelthilfe veröffentlichte Übersicht zu 61 Unternehmen, von denen 19 auf den Verkauf von Pyrotechnik grundsätzlich verzichten abrufbar angefügt: Silvester_Händlerampel_Pyrotechnik__2024

Wer die von der Trierer Umschau bereits veröffentlichte Petition der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Sachen „Böllerfreies Sylvester“ mit unterschrieben hat (vgl. https://www.trierer-umschau.de/2024-11-26l/ ) wird dich deshalb freuen, dass immer mehr Unternehmen auf den sicherlich lukrativen Verkauf von Pyrotechnik verzichten.

180.000.000 Euro für Silvesterumsatz mit Feuerwerk

Die Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: 180 Millionen Euro wurden im letzten Jahr für das Silvesterfeuerwerk in Deutschland ausgegeben (vgl. https://de.statista.com/infografik/16420/silvesterumsatz-mit-feuerwerk-in-deutschland/ ).

Ja, so ein Feuerwerk ist ein ästhetisch-optisches Vergnügen. Diese Tatsache ist nicht zu leugnen. Doch der Negativeffekt – neben dem verbranntem Geld – ist schwerwiegend:

Der Naturschutzbund Deutschland hat folgendes in seiner Presseinformation notiert: „„Vor allem Vögel reagieren stark auf Böller und Raketen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler. „Sie fliehen in große Höhen, landen für lange Zeit nicht und kehren nur zögerlich zu ihren Rast- und Schlafplätzen zurück.“ Wasservögel reagieren noch in vier bis sieben Kilometern Entfernung auf Feuerwerk mit Flucht. Wenn Vögel in Schwärmen in großer Panik flüchten, können sie gegen Glasscheiben oder Stromleitungen prallen. Aber auch andere Wildtiere wie Füchse, Biber und Fledermäuse werden durch den starken Lärm gestresst. „Der Familienhund versteckt sich unter dem Sofa, wenn die stundenlange Knallerei losgeht – so ängstlich reagieren auch Wildtiere“, so Rümmler. „Bei ihnen löst der heftige Lärm den Fluchtreflex aus.“ Dadurch verbrauchen sie viel Energie, die sie zum Überleben in der kalten Jahreszeit benötigen. Rümmler: „Das kann schnell lebensbedrohend werden.““ – Doch es geht auch um die Menschen, die unter dem Silvesterfeuerwerk leiden oder sich selbst Schaden zufügen!

Wir freuen uns auf jeden, der verzichtet und die Deutsche Umwelthilfe unterstützt, dass in Folge das Private Silvesterfeuerwerk verboten wird. Und wenn es die Politik nicht schafft, wohl werden es die Unternehmen in die Hand nehmen – und die Konsumentinnen und Komsumenten:

Neue Umfrage der Deutschen Umwelthilfe: Jedes dritte Handelsunternehmen verzichtet auf Verkauf von Pyrotechnik

• 19 von 61 Unternehmen mit Verkaufstopp: Große Handelsketten wie Hornbach, Bauhaus und Rossmann sowie einige selbständige Einzelhändler von Edeka und Rewe verzichten komplett auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern
• Gewinnmaximierung statt Verantwortungsbewusstsein: Discounter wie Aldi und Lidl halten fest am Silvester-Geschäft mit Pyrotechnik
• Zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt: DUH fordert sofortiges Verbot privater Böller und ruft auf, unter https://www.duh.de/mitmachen/boellerfreies-silvester/ offenen Brief an Innenministerin Faeser zu unterzeichnen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat 61 Handelsunternehmen nach dem Verkauf von Pyrotechnik für den privaten Gerbrauch befragt. Mit 19 Unternehmen verzichtet rund ein Drittel dieses Jahr vollständig auf Feuerwerkskörper zu Silvester. Das Ergebnis bestätigt ein zunehmendes Bewusstsein im Handel für die verheerenden Auswirkungen der Böllerei zum Jahreswechsel. 2020 waren es lediglich sieben Unternehmen, die komplett auf den Verkauf von Pyrotechnik verzichteten.

Entgegen aller Warnungen von Ärztevertretern, der Gewerkschaft der Polizei sowie Umwelt- und Tierschutzorganisationen halten jedoch 35 Unternehmen weiterhin an dem gefährlichen Geschäft fest – darunter führende Discounter wie Aldi, Lidl und Penny. Unter den Betrieben, die keine Feuerwerkskörper mehr verkaufen, befinden sich große Handelsketten wie Hornbach, Bauhaus, Woolworth, Tedi, Rossmann und dm. Auch einige selbständige Einzelhändler von sieben verschiedenen Unternehmen wie Rewe und Edeka verzichten komplett auf Pyrotechnik im Silvester-Sortiment.

So auch die neun Edeka-Märkte von Stiegler in der Pfalz. Auf Anfrage der DUH erklärte Benjamin Stiegler, einer der Geschäftsführer, dass dort im dritten Jahr in Folge keine Feuerwerkskörper mehr verkauft werden: „Ja, auch in diesem Jahr verzichten wir, aus Liebe zu Tieren und Umwelt sowie aus Respekt für alle Rettungskräfte auf den Verkauf von Pyrotechnik.“

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „An 361 Tagen im Jahr ist der Verkauf und das Zünden von Pyrotechnik verboten. Ausgerechnet an Silvester, wenn Alkohol oft in Strömen fließt, werden gefährliche Feuerwerkskörper erlaubt. Das ist nicht nur völlig absurd, sondern auch hochriskant. Jahr für Jahr kommt es zu Todesfällen bei Menschen und etlichen Tieren, die sich ganz einfach vermeiden ließen. Wir appellieren daher an sämtliche Händler, Verantwortung zu übernehmen und auf den Verkauf von gefährlichen Sprengkörpern zu verzichten. Unbegreiflich ist, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser seit Jahren untätig bleibt und ein Böllerverbot als ‚unverhältnismäßig‘ kleinredet. Das ist blanker Hohn für hunderttausende Menschen mit Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen, die in der Silvesternacht kaum Luft bekommen, und viele tausende Verletzte, die teils sogar ihr Augenlicht oder ganze Gliedmaßen verlieren. Nancy Faeser muss jetzt dringend handeln und das Sprengstoffgesetz endlich anpassen. Die Sicherheit und Gesundheit von Menschen und Tieren zu Silvester darf nicht länger ignoriert werden.“

Die DUH fordert ein endgültiges Verbot der Silvester-Böllerei und ruft Bürgerinnen und Bürger auf, unter https://www.duh.de/mitmachen/boellerfreies-silvester/ einen offenen Brief an Innenministerin Faeser zu unterzeichnen.

Hintergrund:

Dem wachsenden Aktionsbündnis für ein böllerfreies Silvester gehören neben der DUH 32 weitere Organisationen an: Gewerkschaft der Polizei, Bundesärztekammer, Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft, Bundesverband Bürohunde, Bundesverband Menschen für Tierrechte, Bundesverband Tierschutz, Deutscher Naturschutzring, Deutscher Tierschutzbund, Deutsche, Die Augenchirurginnen, Tinnitus-Liga, das Haustierregister FINDEFIX, Jane Goodall Institut Deutschland, Land der Tiere, Landesseniorenbeirat Berlin, Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg, NaturFreunde Deutschlands, PETA Deutschland, Pro Wildlife, Retinologische Gesellschaft, Senior:innenvertretung Tempelhof-Schöneberg, TASSO, Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft, Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz, Tierschutznetzwerk Kräfte Bündeln, VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, Welttierschutzgesellschaft, Wildtierschutz Deutschland. Erst kürzlich hinzugekommen sind außerdem die Deutsche Atemwegsliga, die Deutsche Lungenstiftung, die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland.

Laut einer repräsentativen Umfrage der Verbraucherzentrale Brandenburg sprachen sich im vergangenen Jahr 59 Prozent der Menschen für ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk aus.“

Böllerverbot auf dem Trierer Hauptmarkt

P.S. In Trier gilt das Böllververbot zum Jahreswechsel auf dem Trierer Hauptmarkt am 31. Dezember 2024 und am 01. Januar 2025. Es wird ebenso von Seiten der Stadt gebeten in der Nähe von Altenheimen und Krankenhäusern möglichst keine Silvester-Rakteten abzuschießen. Und: bitte beachten Sie die Zeitspanne: vom 31.12.2024 um 0.00 Uhr bis 01.01.2025 um 24.00 Uhr dürfen Neujahrs-Feuerwerkskörper gezündet werden. Davor und danach nicht bzw. nicht meh! – Wer es genau wissen will, den verweisen wir gerne auf die 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) und den geltenden Paragraphen 23: https://www.gesetze-im-internet.de/sprengv_1/__23.html

Vortext / Nachtest: Christoph Maisenbacher
Quelle: Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Deutsche Umwelthilfe (DUH) – 23. Dezember 2024
Foto: Bozhin Karaivanov – Unsplash (bearbeitet)