In drei Tagen feiern wir das Weihnachtsfest, die Geburt von Gottes Sohn Jesus. Am gestrigen Abend wurden bei einem Attentat in Magdeburg auf dem Weihnachtsmarkt Menschen schwer verletzt und getötet. - Foto: Oliver Braun - Pixabay

MITMENSCHLICHKEIT

Top 1 am 21.12.2024 – Ein Sprach-Versuch zum gestrigen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg

Magdeburg am 20. Dezember 2024

Was hast du auf dein Shirt geschrieben?
Messias oder Sensenman?
In wessen Namen bist du Richter?
Du gibtst der Kugel keine Chance
ihr Ziel zu befragen?
Setzt Du den Kontrapunkt
zur Geburt?
Und welcher Gott
willst du sein
als Mensch unter Menschen?
Und was ist
wenn Der Sohn Dich fragt:
Warum?

Es gibt Situationen, die sprachlos machen. Situationen, die eine andere Sprache verlagen. Der gestrige Abend hat zur Freude, mit der die Weihnachtstage vorbereitet werden, zu der mit dem Jahreswechsel verbundenen Hoffnung, dass das Neue Jahr besser wird, einen Klos in den Hals gebracht.

Sprachlosigkeit ist eine andere Form der Gelähmtheit.

Und so schien es mir selbst, dass ich gelähmt wurde, als ich von dem Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg erfahren habe. Schnell kamen mir in Trier die Bilder von der Amokfahrt am 1. Dezember 2020. Oder den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016.

Warum spreche ich von Gelähmtheit?

Ich bin gelähmt, weil ich es nicht einordnen kann, wenn Menschen Menschen mit Tötungsabsicht begegnen. Weil wir tatsächlich sprachlos sind und uns an den über die Medien verbreiteten Meldungen geradezu halten. Weil wir in der Sprachlosigkeit nur schockiert sein können oder weinen.

Als Mensch habe ich die Nachrichtenflut unterbrochen und bin in die Nacht gegangen. Begleitet von der Frage, was sage ich als Journalist? Habe ich den Berichten etwas hinzuzufügen? – Inmitten der Sprachlosigkeit finde ich immer einen Ausweg in der Poesie, dieser Möglichkeit mit Wort-Bildern eine Stimmung in den Raum zu bringen, die dem Attentat von Magdeburg eine eigene Sprache gibt.

Und da meine Poesie immer mit Fragen zu tun hat, habe ich mein Nachdenken an den Täter gerichtet. Man möge mich hier entschuldigen, dass dies “vermeindlich” nicht im Raum steht. Wenn ein Täter / Fahrer feststeht, dann ist das vermeindlich fehl am Platze.

Was mir allerdings unmittelbar mit der Hintergrundinformation zu dem Täter und dessen mögliche arabische Abstammung in den Sinn kam, war die Frage: war ihm klar, welchen Stempel er all den ararabisch-stämmigen Mitmenschen aufdrückt?

Und egal, welchem Glauben oder Nicht-Glauben ich angehöre, das Fest zur Geburt “des Sohnes” (Gottes Sohn) wird in drei Tagen gefeiert. Deshalb meine Frage an diesen wie jeden Täter, der Menschenleben zerstört und Menschenleiden verursacht:

Und was ist
wenn Der Sohn Dich fragt:
Warum?

Siehe auch: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/liveticker-anschlag-auf-magdeburger-weihnachtsmarkt-faz-110189011.html

Text: Christoph Maisenbacher – 21.Dezember 2024
Foto: Oliver Braun – Pixabay