MENSCHENRECHTE / VÖLKERRECHT
10 Jahre „Refugee Law Clinic Trier“ i- eine Brücke um Flüchtlingen Rechte im Rechtsstaat zugänglich zu machen
Haben Sie sich bereits in einem Land, dessen Sprache Sie nicht kennen, einmal juristisch „durchschlagen“ müssen? Vielleicht nicht einmal als Flüchtling, sondern möglicherweise, weil Sie einen Unfall hatten, oder ein Krankenhaus aufsuchen mussten oder gar die Idee hatten, eine/n Partner/in in diesem Land zu heiraten? – Wie sehr hätten Sie sich bedankt, eine Hilfe angeboten zu bekommen, um zu wissen, welcher Weg zu gehen wäre, welches Papier wie richtig ausgefüllt werden muss. Sie wären mit Ihrer Unkenntnis der fremden Kultur, der fremden Sprache nicht alleine gewesen.
Flüchtlinge sind alleine in einer fremden Kultur und umgeben von fremder Sprache
Das Allein-Sein in einer fremden Umgebung. Das Nicht-Verstehen einer fremden Sprache bringt automatisch eine Unsicherheit in den Raum. Diese Unsicherheit kann – wenn nicht vorgebeugt wird – sich auch in Aggression umwandeln. – Ein jeder kann und sollte sich da an die eigene Nase fassen und gerade diese Nähe von Unsicherheit und Aggression bei sich selbst entdecken.
Um eine Brücke des juristischen Verstehens zu bauen, dafür steht die Refugee Law Clinic Trier
Vor 10 Jahren gründeten Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende der Universität Trier den gemeinnützigen Verein „Refugee Law Clinic Trier e.V.“ um kostenlose Rechtsberatung für Geflüchtete in Trier anzubieten. – Im Grunde könnte man dieses Angebot mit einer Hand vergleichen, die zwei Sprachen verbindet und hilft, Missverständnisse und Unsicherheiten abzubauen.
Diese Gründung wurde am letzten Samstag mit einem Festakt an der Universität Trier gefeiert. Als Gäste waren anwesend Miguel Vicente, der Beauftragte der rheinland-pfälzischen Landesregierung für Migration und Integration (auf unserem Foto der zweite von links), der Privatdozent Dr. Ibrahim Kanalan (Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Sozialrecht an der Universität Halle-Wittenberg – der zweite von rechts) und der Trierer Oberbürgermeister Wolfgang Leibe (auf unserem Foto genau unterhalb der zwei „e“ von Refugee).
Aus Respekt, Anerkennung und im Sinne des Sachverhalts, dass Menschlichkeit, Mitmenschlichkeit und Völkerrecht keine Grenzen kennen darf, übernehmen wir gerne die uns von der Refugee Law Clinic zugesandte Presseinformation:
„Refugee Law Clinic Trier e. V. feierte 10-jährigen Geburtstag und mahnte zum menschlichen Umgang mit Geflüchteten
Der studentische Verein bietet eine kostenlose Rechtsberatung für Geflüchtete in Trier an
„Menschen, die gerade in Deutschland angekommen sind und hier ein Asylverfahren durchlaufen, sind besonders auf Rechtsberatung angewiesen. Nur wer seine Rechte kennt und weiß, wie er sich an die Gerichte wenden kann, kann diese auch durchsetzen. Für Geflüchtete stellt das noch fremde Rechtssystem und die Sprachbarriere dabei eine besondere Herausforderung dar. Mit dem Angebot der Refugee Law Clinic Trier e. V. schlagen wir Brücken, machen Rechte zugänglich und schaffen dort Klarheit, wo sonst für den einzelnen Menschen oft Unsicherheit herrscht“, so Mara Palaschinski, Vorsitzende der Refugee Law Clinic Trier e. V.
„Die Bedeutung der Rechtsberatung durch die Refugee Law Clinic Trier e. V. geht dabei über die Hilfe für den einzelnen Schutzsuchenden hinaus. In einem Rechtsstaat muss der Zugang zu Recht sichergestellt sein. Wir tragen mit unserem Angebot dazu bei, dass dies für alle Menschen der Fall ist, Recht eingehalten und damit Rechtsstaatlichkeit gelebt wird“, ergänzte Ammar Bustami, Gründungsvorsitzender und Ehrenmitglied der Refugee Law Clinic Trier e. V. bei der Eröffnung des Festakts, mit dem die Refugee Law Clinic Trier e. V. am Samstag, den 23. November 2024 ihr 10-jähriges Bestehen in der Kapelle auf Campus 2 der Universität Trier feierte.
Der gemeinnützige Verein, der von Studierenden und Mitarbeitenden der Universität im Dezember 2014 gegründet wurde, bietet eine kostenlose Rechtsberatung für Geflüchtete an und klärt über Vorurteile bezüglich Flucht und Migration auf. In der Feierstunde wurde die Arbeit der Studierenden und Absolventinnen und Absolventen der Universität Trier unter anderem von Miguel Vicente, Beauftragter der Landesregierung für Migration und Integration der rheinland-pfälzischen Landesregierung, sowie von Oberbürgermeister Wolfram Leibe gewürdigt.
„Wir haben in Rheinland-Pfalz ein außerordentlich großes Spektrum an ehrenamtlichem Engagement. Die Refugee Law Clinic sticht in gewisser Weise besonders heraus. Sie bieten nicht nur anspruchsvolle Rechtsberatung an, die für Menschen im Asylverfahren von schicksalhafter Bedeutung ist. Sie informieren auch über Fragen von Flucht und Asyl und tragen somit zur Versachlichung eines Themas bei, das leider viel zu oft für Stimmungsmache und Populismus missbraucht wird“, so Vicente.
„Es zeichnet die Triererinnen und Trierer aus, dass sie anpacken, wenn Hilfe benötigt wird. Die Refugee Law Clinic Trier ist ein leuchtendes Beispiel dafür. Ich bin dankbar, dass von der Universität immer wieder wichtige Impulse für unsere Stadt ausgehen und sich die Studierenden als Teil der Stadtgesellschaft engagieren und so aktiv einbringen“, so Leibe.
Neben lobenden Worten kamen aber auch mahnende Worte zur Sprache: „Die Debatte um Flucht und Migration wird immer entmenschlichender und roher geführt. Die Politik setzt in den komplexen Fragen von Flucht, Migration und Integration inzwischen viel zu oft auf vermeintlich einfache und schnelle Lösungen und gibt Vorurteilen den Vorzug vor Fakten. Gerade im anstehenden Wahlkampf fordern wir alle Politikerinnen und Politiker auf, sich nicht auf Kosten der Schutzbedürftigsten in unserer Gesellschaft zu profilieren, sondern Verantwortung für einen menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten zu übernehmen“, so Palaschinski.
„Wir müssen als Gesellschaft klar sehen: Migrationsbewegungen können wir nur beeinflussen, indem wir die vielfältigen Fluchtursachen in den Blick nehmen. Hier müssen wir uns ehrlich machen: Unser Handeln in der Welt ist ein Verstärker für aktuelle und neue Fluchtursachen, zum Beispiel im Bereich der Klima- und Wirtschaftspolitik. Menschen wird beispielsweise durch ausbeutende Handelsbeziehungen oder unser umwelt- und klimaschädliches Verhalten ihre Lebensgrundlagen entzogen. Statt auf innenpolitische Maßnahmen zu setzen, die sich gegen Menschen richten, müssen wir außenpolitisch auf Lösungen für die Menschen drängen“, so Bustami.
Hintergrund:
Am 14. Dezember 2014 gründeten Studierende und Mitarbeitende der Universität Trier den gemeinnützigen Verein „Refugee Law Clinic Trier e. V.“. Zweck des Vereins ist es, eine kostenlose Rechtsberatung für Geflüchtete in Trier anzubieten. Hierzu bildet der Verein vorwiegend Studierende der Rechtswissenschaft im Asyl- und Aufenthaltsrecht aus, die inzwischen hunderte Geflüchtete ehrenamtlich und unentgeltlich beraten haben. Der Verein engagiert sich zudem für den Abbau von Vorurteilen gegenüber Geflüchteten und bezieht in öffentlichen Debatten für die Einhaltung von Völkerrecht und die Gewährleistung von Menschenrechten Stellung. “
Siehe auch: https://rlc-trier.de/
Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Refugee Law Clinic Trier e.V. (RLC Trier) / Thomas Wilson – 29. November 2024
Foto: © RLC Trier e.V.