Es gibt kein Bild für Hunger, es gibt kein Bild für die Verweigerung von Hilfslieferungen. Für den Tod bedarf es keines Bildes mehr – Foto: Hosny Salah - Pixabay

KINDER & VÖLKERRECHT

Weihnachstsstimmung? – Im nördlichen Gazastreifen werden 130.000 Kinder verhungern – gilt dort kein Völkerrecht?

Wir sind in Trier – in Deutschland – in Europa. Weihnachtsbeleuchtung definiert unsere Straßen. Der erste Advent steht vor der Tür. Wir schmücken unsere Fenster, möglicherweise die Innenräume und werden sicherlich auf die eine oder andere Weise von den Leckereien, die Weihnachten ausmachen, verführt. Dieses Bild könnten wir weiter ausmalen, vor allem, weil wir als Erwachsene im Grunde Weihnachten für unsere Kinder und Enkel ausrichten. Unsere schönen Erinnerungen sollen deren schöne Erinnerungen werden. Und vor allem, wenn es um das Geschenke-Auspacken unter dem Weihnachtsbaum und die leuchtenden Augen geht.

Im nördlichen Gazastreifen sind 130.000 Kinder dem Hungertod geweiht

Wir von der Trierer Umschau Redaktion sind mit unserem Artikel „20 % der Kinder weltweit laben in Kriegsgebieten“ (vgl. https://www.trierer-umschau.de/2024-11-23a/ ) sensibilisiert. Nein, wir wollen hier keine antisemitische Anklage realisieren, doch wenn die Organisation Save the Children eine Pressemeldung in die Welt schreit, dann ist das ein Hilferuf. Denn hier wird ein Krieg geführt, der den Hunger als Methode anwendet und der Zivilbevölkerung absichtlich und systematisch Dinge nimmt, die für das Überleben unentbehrlich sind (vgl. dazu auch: https://www.trierer-umschau.de/2024-11-23b/ )

Die Trierer Umschau ist für den Frieden. Wenn Auseinandersetzungen vermeintlich notwendig sein sollten, sollte die im Völkerrecht verbriefte Menschlichkeit immer als oberstes Prinzip Gültigkeit haben. – Kinder können weder Ursache noch Ziel eines Krieges sein!

Wir übernehmen hier die Pressemittelung von Save the Children:

Nord-Gaza: 130.000 Kinder seit 50 Tagen ohne überlebenswichtige Hilfe

130.000 Kinder unter zehn Jahren sind seit 50 Tagen in Gebieten im Norden des Gazastreifens von der Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten abgeschnitten, so Save the Children. Laut dem Famine Review Committee stehen sie kurz vor einer Hungersnot – wenn diese nicht bereits eingetreten ist.

Seitdem die israelischen Streitkräfte die Region am 6. Oktober 2024 zur militärischen Sperrzone erklärten, ist sie für Hilfsorganisationen fast völlig unzugänglich. Trotz der Warnung der Vereinten Nationen, dass sich die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen in akuter Lebensgefahr befindet, wurden Versuche von Organisationen, in das Gebiet zu gelangen, wiederholt verhindert.

„Kinder sollten sorglos spielen und lernen können. Sie sollten nicht im Leichenschauhaus enden“, sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. „Leider sieht die schreckliche Realität im Gazastreifen anders aus: Laut den Vereinten Nationen sind mehr als vier von zehn Toten dort Kinder, die meisten von ihnen Fünf- bis Neunjährige. So darf es nicht weitergehen. Nur der ungehinderte Zugang für humanitäre Hilfe und ein sofortiger und endgültiger Waffenstillstand können Leben retten.“

Save the Children hat Lebensmittelpakete für 5.000 Familien, 725 Hygienesets und weitere Hilfsgüter bereitstehen, konnte aber seit über sieben Wochen keinen Zugang zum Norden des Gazastreifens erhalten. Vor der Einrichtung der Sperrzone hat die Organisation dort in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern rund 15.000 Kinder und Familien erreicht, unter anderem mit psychosozialer Unterstützung, mehr als 1.000 Lebensmittelpaketen und 600 Paketen mit Hygieneartikeln. Diese Hilfe bleibt derzeit aus.

Um die gesundheitliche Versorgung der Menschen steht es im Norden des Gazastreifens besonders schlecht: Das Kamal-Adwan-Krankenhaus, eine von zwei nur teilweise einsatzfähigen Kliniken in der Region, ist weiterhin von den Kämpfen bedroht. Die medizinischen Vorräte gehen zur Neige und auch die Polio-Impfungen konnten etwa 10.000 Kinder in den unzugänglichen Gebieten nicht erreichen.

„Ich bin mit meinen beiden Kindern gefangen unter andauernden Bomben- und Raketenangriffen, ohne Fluchtmöglichkeit“, sagt Ruba*, die Mitarbeiterin einer Partnerorganisation von Save the Children im Norden des Gazastreifens. „Meine Mutter ist gelähmt und ich kann sie nicht zurücklassen. Mein Bruder wurde getötet, mein Mann verschleppt und ich weiß nicht, ob er noch lebt. Unser Haus stürzte über unseren Köpfen ein – wir überlebten wie durch ein Wunder. Ohne Essen, ohne sauberes Wasser und durch die ständige Angst haben meine beiden Kinder Hautausschlag bekommen und meine Tochter hat Blut im Stuhl. Aber es gibt keine Medikamente, keine Hilfe und absolut nichts, was ich tun kann. Meine Kinder weinen und fragen mich, warum wir nicht einfach fortgehen, warum ihr Vater nicht bei uns ist und warum wir nicht zu einem normalen Leben zurückkehren können.“

Save the Children ist seit 1953 in den besetzten Palästinensischen Gebieten aktiv. Die Kinderrechtsorganisation leistet medizinische und psychosoziale Unterstützung für Kinder und Betreuer*innen sowie Hilfe in den Bereichen Ernährung, Schutz und Bildung. Zudem stellt Save the Children Familien Bargeld zur Verfügung, damit sie sich das Nötigste kaufen können, und verteilt mit lokalen Partnern lebenswichtige Güter, Lern- und Spielmaterialien, Matratzen, Decken sowie warme Kleidung.

* Name zum Schutz geändert“

Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Save the Children / Pressestelle / Marie-Sophie Schwarzer – 26. November 2024
Foto: Hosny Salah – Pixabay