INKLUSION
Ray Charles und Stevie Wonder hätten Wolfram Leibe sicher die gleichen Inklusions-Wünsche wie die Trierer Tonpost übergeben
„Inklusion bedeutet, dass Anderssein normal ist.“ – Das zum Thema „Inklusion“ entdeckte Erklärvideo (siehe oben) als Ergänzung zu der Presseinformation der Bischöflichen Pressestelle eignet sich ideal um das Wort besser zu verstehen. Denn Blinde und Sehbehinderte in unserer Gesellschaft haben eine ganze Palette an Wünschen über die Trierische Tonpost (vgl. https://www.tonpost.de/start/ ) gesammelt und nun offiziell an den Trierer Oberbürgermeister und den Trierer Behindertenbeauftragten übergeben können.
Der Angst begegnen mit Aktion und Respekt
Ein Psychologe würde sagen: wir ignorieren, weil wir in unserem Kopf damit Dinge ausschließen – weil damit Dinge verdrängt werden. Doch das Blind-Sein ist kein Nicht-Sein, es ist ein Sein, das andere Sinne intensiviert und weiter bzw. grundsätzlich das Leben lebenswert macht.
Ray Charles erblindete mit sieben Jahren und ist aus der Musikgeschichte nicht wegzudenken. Genauso Stevie Wonder, der bei seiner Geburt erblindete. – Die zwei Musiker sind Kultfiguren und sicher hätten sie die gleichen Wünsche an unsere Trierer Stadtverwaltung mit unterschrieben, welche auf den Wunschzetteln der Trierischen Tonpost stehen.
Der Blick auf die Zahlen unterstreicht die Bedeutung von Inklusion:
Weltweit waren im Jahr 2021 „43 Millionen blind und 295 Millionen Menschen stark sehbehindert“ (vgl. https://www.woche-des-sehens.de/augenkrankheiten-weltweit/).
Und: „Laut Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019 sind in Deutschland rund 71.544 Menschen vollkommen blind. Weitere fast 47.000 Personen sind hochgradig sehbehindert und ganze 230.507 Deutsche haben sonstige Sehbehinderung von geringerem Grad. Damit gelten etwa 0,4 Prozent der Einwohner:innen Deutschlands als sehbehindert.“ (vgl. https://de.statista.com/infografik/26541/anzahl-der-sehbehinderten-in-deutschland/ )
Diese Menschen wollen nicht ausgeschlossen werden, sondern Teil unserer Gesellschaft sein.Und wir Sehenden, wir sollten unsere Augen und Emotionen öffnen.Wie heißt die letzte Zeile in Stevie Wonders Song „Love’s in need of love today“:
Just give the world love
Hier der Text zur Wunschzettel-Übergabe:
„70 Wünsche für mehr Inklusion
Trierische Tonpost übergibt Wunschzettel an Oberbürgermeister Leibe
Der Wunschbaum der Arbeitsstelle Medien für Blinde und Sehbehinderte im Bistum Trier trägt Früchte. Die Arbeitsstelle, die sich in der Region und darüber hinaus als „Trierische Tonpost“ einen Namen gemacht hat, hatte in Kooperation mit dem Gartenzentrum Lambert im Inklusionsmonat Mai einen Olivenbaum im Hof der Dom-Information und im Geschäft aufgestellt. Auf Holzanhängern konnten Menschen ihre Träume für eine Welt aufschreiben, in der Teilhabe gelebt wird. Außerdem empfing der Wunschbaum die Gäste am Türöffner-Tag am 3. Oktober im Bischöflichen Generalvikariat und bekam noch einige Anhänger dazu.
Nach einem halben Jahr sind rund 70 Anliegen verfasst. Viele von ihnen sind praktisch umsetzbar, wie beispielsweise Rampen oder Aufzüge im Bereich der baulichen Barrierefreiheit, Kurse in Gebärdensprache oder generell mehr Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung im Bereich der Kultur. Der Blick auf den Nachwuchs ist ebenso wichtig: Beispielsweise gibt es den Wunsch nach Paten für Kinder oder nach mehr Förderung in integrativen Kitas. Aber auch Wünsche nach mehr Akzeptanz und Rücksicht in der Gesellschaft sind zu lesen. „Dazu kann jeder einzelne von uns beitragen“, sagt Kathrin Schmitt, Leiterin der Arbeitsstelle. „Damit die Umsetzung der Wünsche gelingen kann, benötigen wir Unterstützung.“
Zwei Monate vor Weihnachten hatte die Arbeitsstelle am Dienstag, 5. November, die Möglichkeit, dem Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe, seinem Büroleiter David Natus und dem Vorsitzenden des Behindertenbeirats der Stadt Trier, Gerd Dahm, die Anhänger und einen Wunschzettel zu übergeben. Besonders gut gefallen hat Wolfram Leibe der Satz, „Menschen mit Behinderung als Expert*innen in eigener Sache ernst nehmen und an Entscheidungsprozessen teilhaben lassen.“ Dies ist der Schlüssel, dass eine Umsetzung auch für die Menschen, die es betrifft, erfolgreich wird. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass sich Herr Leibe, Herr Natus und Herr Dahm die Zeit für uns und unsere Anliegen genommen haben“, sagt die Leiterin. Auf seine „To-Do-Liste“ hat sich der Oberbürgermeister geschrieben, den Bedarf an Kursen in Gebärdensprache an das Bildungszentrum zu kommunizieren. Was daraus wird, liegt nun in seinen Händen.“
Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Bischöfliche Pressestelle Trier – 9. November 2024
Foto: © Foto: © Ernst Mettlach / Bistum Trier
Video: © Diversity Campus / YouTube