Kaffeekapseln erzeugen im Durchschnitt 15-mal so viel Verpackungsabfall wie 500-Gramm-Verpackungen für Röstkaffee. - Foto: KOUS9 STUDIO - Unsplash

PLASTIKMÜLL

2,8 Milliarden Kaffeekapseln ergeben 9.700 Tonnen Plastikmüll mehr pro Jahr, da es noch keine wiederbefüllbaren Mehrwegkapseln gibt

Sie erinnern sich an unseren Beitrag zur Mehrwegangebotspflicht und McDonald’s (vgl. https://www.trierer-umschau.de/2024-10-26c/) bei dem Die Deutsche Umwelthilfe notiert hat, dass 4,8 Milliarden Einwegbechern, 4,5 Milliarden Einweg-Essensboxen anfällt. Hinzu kommen 2,8 Milliarden Stück Einweg-Kaffeekapseln, um die es in diesem Beitrag geht.

Kaffeekapseln müssen noch nicht mehrwegfähig sein

Sonderbar, wenn das Verpackungsgesetz verlangt, dass Mehrwegverpackungen für Speisen und Getränke nur für Speisen und Getränke zum Sofortverzehr oder als Mitnahmegericht angeboten werden müssen. Gerade bei Kaffeekapseln sollte die Mehrwegpflicht zur Vorschrift werden. Denn die Verpflichtung zur vielleicht aufwendigen Rücknahme mag auch die Fantasie der Produktentwickler anstacheln, eine alternative Lösung zu finden.

Und die Kaffeekapseln aus Bioplastik sind zwar erwähnenswert, doch dürfen diese nicht in die Biotonne! Denn wie sollen beim Aussortieren Plastik und Bioplastik-Kaffeekapseln unterschieden werden. Dann müssten alle Produzenten Bioplastik verwenden. Das wäre eine Lösung – wenn die Wiederbefüllbarkeit der Kaffeekapseln die einfachere (auch energetisch einfacherer) Lösung darstellt.

Ein Satz aus der Pressemeldung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) fasst alles zusammen: “

„Kaffeekapseln sind das Sinnbild einer ressourcenverschwendenden Wegwerfgesellschaft.“

Gerne übernehmen wir die vollständige Pressemeldung der Deutschen Umwelthilfe:

Neue Zahlen zu Einweg-Kaffeekapseln: 2,8 Milliarden Stück und fast 10.000 Tonnen Müll pro Jahr durch Jacobs, Nestlé und Co.

• Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe für das Jahr 2022 basierend auf Marktdaten und Gewichtsmessungen
• Hersteller in der Pflicht: Stichprobenartige DUH-Messungen zeigen besonders hohes Müllaufkommen bei Tassimo von Jacobs und bei MyCoffeeCup
• DUH fordert konsequenten Umstieg auf wiederbefüllbare Mehrwegkapseln und abfallarme Alternativen
In Deutschland wird pro Jahr die gigantische Menge von 2,8 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht und dadurch ein 9.700 Tonnen schwerer Müllberg aus Plastik, Aluminium und Pappe verursacht. Dies ergeben neue Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) für das Jahr 2022 auf der Grundlage von Marktdaten und eigenen Gewichtsmessungen der gängigsten Kaffeekapselmarken. Besonders schlecht schnitten die Tassimo-Kaffeekapsel von Jacobs und das Produkt MyCoffeeCup ab.

Die DUH fordert die Hersteller auf, umgehend auf wiederbefüllbare Mehrwegkapseln umzustellen. Es existieren bereits Alternativen aus Kunststoff oder Edelstahl, die mit gängigen Kapselautomaten kompatibel sind.

Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin: „Kaffeekapseln sind das Sinnbild einer ressourcenverschwendenden Wegwerfgesellschaft. Die untersuchten Tassimo-Kaffeekapseln von Jacobs sind nicht nur am schwersten, sie sind auch noch mehrfach in Pappe und einem nicht recyclingfähigen Plastiksack mit Aluminiumfolie verpackt. Marktgigant Nestlé verbraucht für die Verpackung von einem Kilo Kaffee in Kapseln beispielsweise 89 Gramm Aluminium. Durch das Schmelzen des Metalls bei über 600 Grad Celsius wird extrem viel Energie verbraucht, nur damit die Kapseln nach einmaliger Nutzung zu Müll werden. Den Industrieunternehmen mögen die Kapseln Milliardengewinne verschaffen, unserer Umwelt aber nur Probleme. Wir fordern den konsequenten Umstieg auf abfallarme Mehrwegalternativen.“

Die Kaffeekapseln von MyCoffeeCup aus sogenanntem Bioplastik sind nicht nur Schwergewichte, sondern können auch weitere Probleme nach sich ziehen. Dazu Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft: „Bioplastik-Kaffeekapseln dürfen nach der Bioabfallverordnung gar nicht in der Biotonne entsorgt werden. Kompostierer können nicht unterscheiden, ob es sich um normales Plastik oder Biokunststoff handelt und sortieren solche Störstoffe meist aus. Zudem besteht die Gefahr, dass sich der Kunststoff auch in industriellen Kompostierungsanlagen nicht rückstandsfrei abbaut. Am Ende landen die aussortierten Kapseln in der Verbrennung und die Rohstoffe gehen unwiederbringlich verloren.“

4,8 Prozent des Kaffees wurde 2022 in kleinen Kapseln verkauft. Diese erzeugten im Durchschnitt 15-mal so viel Verpackungsabfall wie 500-Gramm-Verpackungen für Röstkaffee. Die DUH empfiehlt für einen abfallarmen Kaffeegenuss die Nutzung von Aufbrühsystemen ohne Filter wie die French Press, Kaffee Mokka oder klassischen Maschinenkaffee.

Hintergrund:

Für die Berechnung des Kapselverbrauchs in Deutschland wurden zum einen Marktdaten des Kaffeeverbandes für das Jahr 2022 verwendet. Zum anderen wurden von der DUH Gewichtsmessungen von Kaffeekapseln und deren Umverpackungen für insgesamt 12 gängige Marken durchgeführt. Ebenfalls berücksichtigt wurde die durchschnittliche Füllmenge. Anschließend wurde der Marktanteil von Kaffee in Kapseln für das Jahr 2022 mit den entsprechend der Materialart gemittelten Verpackungsgewichten und Füllmengen zu einem Kapselgesamtverbrauch hochgerechnet.“

 

Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Deutsche Umwelthilfe / Presse – 2. November 2024
Foto: KOUS9 STUDIO – Unsplash