Ladeinfrastruktur an der Rastanlage Aalbek West – an der A7 zwischen Schleswig und Hamburg – wenn es regnet, wird man nass - Foto: Quelle: ADAC

ELEKTRO-MOBILITÄT

Der geplante Hochlauf der E-Mobilität wird an Rastanlagen zum Tiefflieger mit Zahlungsschwierigkeiten – ein ADAC-Test spricht Bände

Rastanlagen sind für Langstreckenfahrer, Touristen und ganz einfach Autobahnbenutzer das A und O hinsichtlich des Auftankens in Form von Energie, Essen, Getränken oder fossiler wie elektrischer Energie. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) hat sich die Raststätten bzw. Rastanlagen in ganz Deutschland vorgenommen. Und zwar in Sachen Ladeinfrastruktur. Dass trotz der immer moderner gestylten Rastanlagen hier der Service in Sachen Zukunft veraltet erscheint ist das Ergebnis der Untersuchung. Fast 50 Prozent der Anlagen sind mit langsamen Ladesäulen ausgestattet und auf Komfort oder Beschilderung wird nur wenig Wert gelegt.

Der Pluspunkt für Rheinland-Pfalz gleich vorne weg

Zu der Ladesituation in Rheinland-Pfalz notiert der ADAC: „In Rheinland-Pfalz existieren aktuell rund 2.600 Ladestellen. Das Netz reicht aus, denn liegengebliebene E-Autos mit leerer Antriebsbatterie tauchen bei uns in der Pannenstatistik nur unter ferner liefen auf.“

Und für Deutschland?

ADAC Test: Ladeinfrastruktur an Rastanlagen verbesserungswürdig

An 43 Prozent der Anlagen ausschließlich langsame Ladesäulen / Anzahl Ladepunkte weder zeitgemäß noch ausreichend / Komfortaspekte wie an Tankstellen Fehlanzeige

Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos an deutschen Autobahnen ist nach wie vor verbesserungswürdig. Das zeigt der aktuelle ADAC Test an 40 Rastanlagen entlang der wichtigsten Autobahnrouten. Während an 37 der getesteten Rastanlagen eine Ladeinfrastruktur immerhin vorhanden war, zeigen sich bei genauer Betrachtung doch erhebliche Unterschiede, die sich auf den Komfort und die Praxistauglichkeit der E-Mobilität auf Langstreckenfahrten auswirken.

16 dieser 37 Anlagen, also 43 Prozent, boten ausschließlich Ladesäulen mit unter 150 kW Ladeleistung an, mehrheitlich konnte Strom hier sogar nur mit bis 50 kW geladen werden – zu wenig, um kurze Ladezeiten zu ermöglichen. Nur vier der 21 Rastanlagen mit Schnellladesäulen mit mindestens 150 kW bieten sogenanntes High-Power-Charging mit über 300 kW an, nämlich Auerswalder Blick Süd (A4), Gütersloh Süd (A2), Fuchsberg Süd (A20) sowie Brohltal West (A61). Allerdings gab es mit Allertal West (A7), Eisenach Nord (A4) und Am Haarstrang Süd (A44) auch drei Rastanlagen ohne jegliche Ladeinfrastruktur.

Neben der Ladeleistung hat der ADAC auch die Anzahl der Ladepunkte untersucht. Sechs der 21 Rastanlagen mit Ladesäulen von 150 bis 350 kW verfügten lediglich über maximal drei Ladepunkte – ein zeitgemäßer Ladepark sollte nach Ansicht des ADAC mindestens zehn bieten. Durchschnittlich kamen die 21 Rastanlagen nur auf einen Wert von gut vier Ladepunkten ab 150 kW. Falschparker, die die Tester auf acht der 37 Rastanlagen mit Ladeinfrastruktur vorfanden und die temporär zumindest einen Ladeplatz blockierten, verschärfen das Problem zusätzlich.

Der ADAC bemängelt auch den fehlenden Komfort an den Ladesäulen. Überdachte Ladeplätze, die Autofahrer bei Regen schützen – Standard beim Tanken – sind selten, nur zwei Rastanlagen boten diese Möglichkeit. Für Fahrer von Gespannen bleibt das Laden weiterhin eine Herausforderung: Nur an einer Rastanlage war es möglich, ohne Abkuppeln und Rangieren des Anhängers zu laden.

Kritisch sieht der ADAC die Bezahlmöglichkeiten: An Schnellladesäulen mit einer Leistung von mehr als 150 kW müssen E-Autofahrer für die Ad-hoc Bezahlung weiterhin einen QR-Code benutzen, um dann mit Debit- oder Kreditkarte zahlen zu können. Dies birgt Sicherheitsrisiken, da Kriminelle mit gefälschten QR-Codes durch sogenanntes „Quishing“ an Kreditkartendaten gelangen können. Nur vereinzelt fanden die Tester bereits Kartenterminals an den Ladesäulen.

Um den Hochlauf der E-Mobilität voranzutreiben und den Einsatz auf Langstrecken attraktiver zu machen, muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter beschleunigt werden. Der ADAC fordert an Rastanlagen Ladeparks mit mindestens zehn Ladepunkten und einer Ladeleistung von mindestens 150 kW, deren Anzahl mit steigendem Bedarf erweiterbar sein sollte. Zudem sollten Ladeplätze überdacht und ausreichend beschildert sein.“

Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: ADAC Mittelrhein Presse – 16. Oktober 2024
Foto: Quelle: ©ADAC