Die Letzte Generation protestierte am 9. Oktober 2024 einer symbolischen Renaturierung des Flughafens Kassel-Calden - Foto: © Letzte Generation
Die Letzte Generation protestierte am 9. Oktober 2024 einer symbolischen Renaturierung des Flughafens Kassel-Calden - Foto: © Letzte Generation
Die Letzte Generation protestierte am 9. Oktober 2024 einer symbolischen Renaturierung des Flughafens Kassel-Calden - Foto: © Letzte Generation

KLIMASTREIK

Letzte Generation setzt Bäume auf den Taxiway des mit Steuergeldern unverhältnismäßig subventionierten Flughafens Kassel-Calden

Die Letzte Generation mischt in Kassel auf. In Folge der ersten Aktion (vgl. unseren Bericht vom 21. September 2024: https://www.trierer-umschau.de/2024-09-21b/ ) blieb es nicht still in der Documenta-Stadt. Nicht von ungefähr hat uns die heute realisierte Protest-Aktion mit Bäumen auf dem Taxiway des Flughafens Kassel-Calden an ein immer noch in Kassel präsentes Landschaftskunstwerk erinnert: das Projekt „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stattverwaltung“ des Künstlers Joseph Beuys aus dem Jahr 1982 (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/7000_Eichen ). Zumindest in der Anspielung. Im Unterschied zum Jahr 1982 weiß man heute von der Wichtigkeit einer Begrünung und einer Auflösung von versiegelten Flächen. Vor allem, wenn ein Flughafen sich als von Steuergeldern subventionierte Sinnlosigkeit präsentiert.

Aus Respekt und immer wieder mit dem Fokus auf die Frage: welche Finanzmittel sind für die Zukunft besser investiert (bzw. welche Finanzmittel sind verschwenderisch und sogar sinnlos investiert) übernehmen wir gerne die Pressemeldung der Letzten Generation zu der Aktion am 9. Oktober 2024. Auch, weil sich hier nicht nur Protest manifestiert, sondern eine Bewegung ausgelöst wurde, die Kommunikation bzw. ein In-Frage-Stellen auch in der Stadtverwaltung ausgelöst hat. Alles weitere in der Pressemeldung:

Unter dem Motto „Landschaftspflege“ haben Unterstützer:innen der Letzten Generation am Mittwoch [dem 9. Oktober 2024] ab 11.20 Uhr mehrere Bäume auf den Taxiway des Flughafens Kassel-Calden „gepflanzt“.

Etwa sieben Menschen in Gärtnerkleidung und Warnwesten rückten friedlich mit Schubkarre, Gießkannen, Schäufelchen und Blumenerde an, um vier Bäumchen auf das Rollfeld des Kasseler Airports zu setzen. Obwohl das erste und letzte Flugzeug des Tages bereits gegen 10.30 Uhr abgehoben war, wurden die Start- und Landebahnen nicht betreten. Auf Bannern war zu lesen: „Steuergeld für Zukunftszerstörung?“ und „Flughafen-Wahnsinn in Kassel stoppen“.

Der Protest hatte zum Ziel, den bankrotten Regionalflughafen symbolisch zu renaturieren. Protestbeteiligte Regina Stephan (22): „Da heute nach 10.30 Uhr wieder kein einziges Flugzeug mehr den Regionalflughafen nutzen wird, hat es sich angeboten, schon mal mit Vorschlägen der Renaturierung zu beginnen. Regionalflughäfen wie dieser machen schließlich den schrecklichen Irrsinn, in dem wir uns befinden, besonders deutlich. Wir unterstützen daher, dass OB Schoeller sich jetzt für einen Stopp der Flughafen-Subventionierung einsetzt. Keine Steuergelder für Zerstörung!“

Ungehorsame Wanderung zum Flughafen Kassel-Calden

Demokratischer Protest für eine gerechte und lebenswerte Zukunft findet zur Stunde auch in der Stadt Kassel statt: Zahlreiche Unterstützer:innen der Letzten Generation wandern seit 11.55 Uhr von Kassel in Richtung Flughafen Kassel-Calden.

Etwa 50 Menschen jeden Alters ziehen derzeit friedlich durch die Innenstadt in Richtung Norden. Einige tragen Wanderschuhe, andere sind barfuß oder in Flipflops unterwegs. Sie ziehen Bollerwagen, singen Wanderlieder und feiern ihren bisherigen Erfolg im Protest gegen den Flughafen Kassel-Calden.

Denn die Diskussion um den Regionalflughafen ist in vollem Gange: Am Dienstag schlug Kassels Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller (Grüne) vor, die städtischen Anteile am Pleiteflughafen an das Land Hessen zu verkaufen, das zumindest derzeit noch weiter Geld in die Verbrennung der Zukunft stecken will. Am Montag war die SPD in der Stadtverordnetenversammlung mit dem Antrag gescheitert, dass sich die Stadt erneut zum Flughafen bekennen solle.

Lina Johnsen (26), Sprecherin der Letzten Generation, zeigt sich erfreut über die Entwicklungen: „Mit unseren friedlichen Protesten haben wir gezeigt, dass demokratische Werkzeuge auch gegen den fossilen Wahnsinn funktionieren. Wir begrüßen, dass Dr. Schoeller unserer Bitte nachgekommen ist, Möglichkeiten auszuloten, wie die Steuerverschwendung am Airport Kassel endlich beendet werden kann.“

Seit dem 25. September schwappt über Kassel die Protestwelle der Letzten Generation. Mit Ungehorsamen Versammlungen, Protesten in der ganzen Stadt, einem Protestcamp in der Goetheanlage, Vorträgen und weiteren Aktionen findet seit bislang zwei Wochen unübersehbar Demokratie in Kassel statt. Die Proteste zeigen Wirkung: Die Zukunft des Flughafens wird gesellschaftlich debattiert; der Kasseler OB bezog Anfang der Woche Stellung: „Das Dogma, die anhaltende Subventionierung des Urlaubsflugbetriebes nicht hinterfragen zu dürfen, führt zu einem Reputationsschaden für den gesamten Wirtschaftsstandort, weil jeder von außen die Lage klar erkennen kann.““

Vortext: Christoph Maisenbacher
Quelle: Presse Letzte Generation – 9. Oktober 2024
Foto: Foto: © Letzte Generation