Die Zukunft wird E-Mobilität heißen. Unser Foto stammt von der SWT Schnellladestation an der Hochschule Trier - Foto: © Trierer Umschau

ELEKTRO-MOBILITÄT

E-Mobilität global im Plus – Deutschland hinkt hinterher – Lenkt uns die Angst vor der Abhängigkeit von der Steckdose?

Die E-Mobilität ist aus dem Alltag nicht mehr weg zu denken: E-Bikes, E-Roller, die Post fährt mit E-Fahrzeugen, Amazon, das Trierer Taxi-Unternehmen Gauer-Dahm, Servicedienste setzen auf E-Autos und auch Privat (auch wegen der vielen Besucher in Trier) lassen sich immer mehr E-Fahrzeuge im Straßenverkehr sehen und hören. Doch anscheinend und gegen den globalen Trend, trotzdem weniger in Deutschland und Italien. – Eine Studie der BearingPoint GmbH (siehe unten) hat uns Fragen stellen lassen.

Kann ich mir ein E-Auto leisten?

Mit der Frage „Kann ich mir ein E-Auto leisten?“ fängt die Entscheidung für oder gegen an. Da ist weniger der CO2-Ausstoß der Ausschlag gebende Moment oder die Nachhaltigkeit. Die Mobilität ist in unserer Grenzgänger-Region oder mit wenig öffentlichem Nahverkehr ausgestatteten Flächen von Eifel und Hunsrück ein Ausschlag gebender Moment. Und diese Notwendigkeit der individuellen Mobilität muss finanzierbar sein.

Auch wenn ein Dacia Spring ab 17.000 Euro zu erwerben wäre (vgl. https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/marken-modelle/dacia/dacia-spring/ ) starten alle anderen Fahrzeuge über 20.000 Euro (so der neue ë-C3). – Wer noch mehr über die Preise von E-Autos wissen will, den verweisen wir gerne auf die ADAC-Übersicht vom 1. August 2024: https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/elektroauto/elektroautos-uebersicht/#e-autos-kleinst-und-kleinwagen

Es geht nicht um den Spaß am CO2-Ausstoß

Die meisten Bürger sind nicht mobil, weil sie sich ein Benzin- oder Diesel-Fahrzeug zur Freude am CO2-Ausstoß anschaffen. Sie haben ganz einfach nicht die finanziellen Mittel, um sich ein E-Fahrzeug anzuschaffen. Dennoch müssen sie pünktlich am Arbeitsplatz der zumeist nicht am Wohnort vorzufinden ist. Oder sie müssen ihre Kinder zu verschiedenen Schulen bringen, müssen Einkäufe und Besorgungen mit dem Auto erledigt werden, wenn man sich für ein „stadtfernes“ Leben entscheidet oder entscheiden muss (vgl. Immobilienpreise).

Doch – und hier möchte ich das Zitat eines Befragten aus Rachtig an der Mosel notieren – „ich habe nicht so viel Geld um mir ein E-Auto leisten zu können. Mein Arbeitsplatz ist nördlich von Wittlich. Da brauche ich ein Auto – auch wegen der Arbeitseinsätze in der Region. Mein Diesel-Auto habe ich mir für 4.500 Euro gebraucht kaufen können. Bisher hat es sieben Jahre überlebt und ich glaube, dass wir erst mit dem Tod des einen oder des anderen auseinandergehen…“

Wie sicher bin ich? Oder: die Angst vor der Steckdose

Was immer wieder zwischen den Zeilen herauskommt ist weniger der Aspekt „Ladeproblematik“ oder „Reichweite“ und vielleicht lässt sich in Sachen Finanzierung auch eine Lösung entwickeln. Viel eher steht die Abhängigkeit von der Steckdose als „Angst“ im Raum. Das ist das Ergebnis einer Spontan-Umfrage der Trierer Umschau. Eine Umfrage, welche zusätzlich noch Unterstützung bekommt von dem Sachverhalt, dass aktuell weniger Luftwärmepumpen verkauft werden, sondern vor allem Öl- und Gasheizungen. (Auch hier ist die Angst vor der Steckdose ein Leitmotiv.

Und der Trierer Umschau konnte bei all unserer Affinität zu den 17 UN-Zielen dem folgenden Zitat nichts entgegenhalten: „Schauen Sie sich die Ukraine an. Was würden die Bürger dort mit E-Autos machen, wenn die Stromversorgung von Raketen zerstört ist?“.

Ob das alle Fragen bezüglich des deutschen Zögerns für die Anschaffung eines E-Autos beantwortet, lassen wir offen. Gerne verweisen wir auf folgenden Auto-Bild-Link, der sich auch mit dem Thema auseinandersetzt: https://www.autobild.de/artikel/e-auto-beliebtheit-jeder-zweite-will-keins-20461371.html

Letztendlich werden die Klimaziele nicht so einfach aufgeschoben werden können. Hoffen wir, dass vorher die Ergebnisse von Marktuntersuchungen zu politischen Entscheidungen führen. Und dass diese Entscheidungen rechtzeitig erfolgen, so dass der Übergang von vielen mitgetragen werden kann.

Den oben angekündigten „Blick in die Welt“ gestattet uns die BearingPoint GmbH. Folgende Story haben wir vom PressePortal übernommen, die der Auslöser für unsere Gedanken und unserer Spontanbefragung (s.o.) war.

Welche Auswirkungen hat die Rücknahme staatlicher Förderinstrumente auf den Markt für Elektrofahrzeuge in Deutschland? Wie entwickelt sich die Elektromobilität im weltweiten Vergleich? Unter anderem zu diesen Fragen bietet der zweite Teil der German Mobility-Studie 2024 Antworten. Die Management- und Technologieberatung BearingPoint hat die auf zahlreichen Experteninterviews und einer breit angelegten Verbraucherumfrage basierende Untersuchung soeben veröffentlicht.

Bitte schauen Sie sich dazu unsere hier zu öffnende pdf-Datei an:
BearoingPoint – Flottenstudie – global

Die Streichung von staatlichen Förderprogrammen für Elektrofahrzeuge hat, vergleicht man die entsprechenden Zeiträume der Jahre 2023 und 2024, den avisierten Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland zwischenzeitlich stagnieren lassen. Diese Entwicklung betrifft nicht nur Privatkäufer einzelner Elektrofahrzeuge. Ebenso Manager kompletter Flotten, mit dem ihnen seitens der Wissenschaft zugeschriebenen relevanten Einfluss auf den Hochlauf der Elektromobilität, waren und sind Akteure dieser Entwicklung. Komplett gestoppt wurde der allmähliche Übergang von Verbrennungsmotoren zu batteriebetriebenen Fahrzeugen durch das Auslaufen von Instrumenten wie der Umweltbonus-Förderung jedoch nicht. In einer globalen Perspektive ist der signifikante Nachfrage-Rückgang bei Elektro-Fahrzeugen, wie er in Deutschland ab Herbst 2023 zu verzeichnen gewesen ist, ein beinahe einzigartiges Phänomen.

Außer in der Bundesrepublik war und ist eine solch rezessive Entwicklung nur noch in Italien zu beobachten, wie das Datenmaterial im zweiten Teil der German Mobility-Studie 2024 zeigt. Anders als in Deutschland und Italien ist die E-Mobilitäts-Nachfrage in unserem westlichen Nachbarland Frankreich, in Spanien oder dem Vereinigten Königreich auch in einem herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfeld stark geblieben.

Eine allmähliche Erholung der in Deutschland erhobenen Zulassungszahlen lässt einen langfristig positiven Trend möglich erscheinen. Anhand unterschiedlicher Kennzahlen zeigt die German Mobility-Studie 2024 die Bedeutung auf, die Flotten und ihrer stetigen Elektrifizierung zukommt, wenn es um die für Unternehmen und Beschäftigte rentable Etablierung neuer Antriebstechnologien im Mobilitätssektor geht.

Außereuropäische Hersteller: auf der Suche nach einem stabilen Service- und Werkstattnetz

Bei Prognosen zur zukünftigen Dynamik auf dem heimischen E-Mobilitätsmarkt richtet sich das Interesse wegen ihrer im Vergleich zu deutschen Marken attraktiven Preisgestaltung insbesondere auf die Modelle von Autobauern aus Fernost. Trotz mitunter attraktiver Preisgestaltung bei gleichzeitiger Innovationsstärke haben außereuropäische Elektro-Fahrzeughersteller in Deutschland mit Herausforderungen umzugehen. Zu diesen Herausforderungen zählt vor allem das im Vergleich zu etablierten deutschen und europäischen Automobilherstellern noch kaum ausgebaute Netz an Werkstätten und Servicepunkten. Außereuropäische Hersteller versuchen jedoch bereits aktiv, dieses Manko durch gezielte Kooperationen mit nationalen Servicepartnern auszugleichen.

E-Auto-Flotten: wachsende Ladeinfrastruktur, sinkende Betriebskosten, führende Technologie

Hinsichtlich der Akzeptanz von Elektro-Fahrzeugen in Flotten und bei Flottenmanagern enden die Verfasser der Studie dann auch mit einem positiven Ausblick.

„Ein anhaltender Ausbau der Ladeinfrastruktur, kontinuierlich sinkende Betriebskosten und die Technologieführerschaft von E-Fahrzeugen werden die Akzeptanz nicht nur im Flottensektor weiter beschleunigen. Mehr noch: Eine stetige Integration von Elektro-Fahrzeugen in Flotten bietet ein geradezu disruptives Potenzial zur Veränderung der gesamten Mobilitätsbranche“, prognostiziert Nina London Partnerin bei BearingPoint und Expertin für die Energie- und Mobilitätswende.

Bleibt die Frage einer wettbewerbsfähigen Finanzierung – nicht zuletzt, weil Elektrofahrzeuge im Vergleich mit klassischen Antriebsarten hier immer noch abgehängt werden. Variierende Leasingmodelle sind, wie die German Mobility-Studie 2024 auch zeigt, aufgrund der finanziellen Vorteile und der Risikominderung der bevorzugte Weg, um E-Fahrzeuge vom Händler auf die Straße zu bringen. Für die Nutzer bedeutet eine solche Finanzierung neben Unabhängigkeit auch eine Minimierung finanzieller Risiken. Höhere Preise sind gleichwohl in Kauf zu nehmen, da die Leasinganbieter die Risiken in die Kalkulation einbeziehen.

Nicht zuletzt könnten, wie von den Studienautoren herausgearbeitet wird, Leasingmodelle für gebrauchte E-Fahrzeuge eine Lösung sein, um existierenden Vorbehalten gegenüber E-Fahrzeugen auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu begegnen. “

Homepage der BearingPoint GmbH: https://www.bearingpoint.com/de-de/

Vortext: Christoph Maisenbacher / Trierer Umschau
Quelle: ots / BearingPoint GmbH – 22. September 2024
Foto: © Trierer Umschau – Text-begleitene Abbildung © BearingPoint GmbH