NACHHALTIGKEIT ALS THEMA
Restart der Trierer Umschau – Wir können Zeit nicht konservieren
„Alles fließt“, meinte Heraklit und ebenso „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“. Das war vor gut 2.500 Jahren. Inzwischen hat sich das Fließen auch auf das anscheinend solide und vertraute Ufer ausgedehnt. Veränderungen finden statt, die uns Menschen, unsere Erde betreffen. „Alles fließt“ heißt für mich im Jahr 2024, dass nichts mehr festgehalten werden kann, nichts mehr konserviert werden kann, sondern wir uns mit der Veränderung verändern müssen.
Der Restart der Trierer Umschau
Als Journalist mit Affinität zur Architektur begegnen mir in Berichten und in Onlineseminaren immer wieder Themen wie Schwammstadt, Versiegelung, Kreislaufwirtschaft, Re-use, Beton als CO2-Speicher. Und mit den Themen werden automatisch Schlagworte wie E-Mobilität, Queerfreundlichkeit, Biodiversität, Inklusion und – allumfassend – die Nachhaltigkeit in den Raum gestellt.
Der Auslöser
Am 15. April dieses Jahres landete ein E-Mail von Dr. Paula Hild von der Uni Trier mit einer einfachen Frage: „Im Rahmen des Forschungsvorhabens LIVEABLE (vgl. Link) erheben wir unter anderem Erfahrungen von Immobilienmaklern mit nachhaltigen Gebäuden. Deshalb interessieren wir uns besonders für Ihre Perspektive.“
Um eine Antwort geben zu können, war ich motiviert, für mich persönlich diesen Begriff „Nachhaltigkeit“ zu definieren und bin über die Webseite der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg gestolpert: https://www.lpb-bw.de/dossier-nachhaltigkeit. Und damit wurde mir die Bedeutung bzw. Tiefe und Vielfalt des Begriffs bewusst. Mit diesem Auseinandersetzen wird der Begriff Nachhaltigkeit für mich ein idealistisches Ziel, dessen Weg von siebzehn Zielen begleitet wird. Gerne würde ich diese Ziele viel eher als „Säulen“ bezeichnen, so dass hier die Gleichwertigkeit der Ziele bildlich zum Ausdruck kommt.
Die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung
Nachhaltigkeit definiert sich als Weg zu 17 Zielen und damit zu einem anderen Morgen. „Nachhaltigkeit“ kann ein Anstoß sein für das ganz individuelle Bewegen. Denn das oben skizzierte Fließen, das auch die feste Landmasse unter unseren Füßen betrifft, braucht ein Sich-Ändern, ein Sich-Verändern. Diese 17 Ziele, welche 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) im Jahr 1992 bereits in einem ersten umweltpolitischen Aktionsprogramm initiiert hatten, sind im Jahr 2016 in der „Agenda 2030“ festgehalten. Seitdem sind die „17 UN-Nachhaltigkeitsziele“ oder auch SDGs (Sustainable Development Goals) auf allen Ebenen unseres Seins mit jedem Jahr präsenter.
Das Mögliche ist nicht unmöglich
Was sind diese global gültigen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung?
01_ Keine Armut
02_ Kein Hunger
03_ Gesundheit und Wohlergehen
04_ Hochwertige Bildung
05_ Geschlechter-Gleichzeit
06_ Sauberes Wasser und Sanitärversorgung
07_ Bezahlbare und saubere Energie
08_ Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
09_ Industrie, Innovation und Infrastruktur
10_ Weniger Ungleichheiten
11_ Nachhaltige Städte und Gemeinden
12_ Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster
13_ Maßnahmen zum Klimaschutz
14_ Leben unter Waser
15_ Leben an Land
16_ Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
17_ Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Gerne verweise ich auf folgende Links, welche das Thema ausführlich darstellen:
_ https://www.lpb-bw.de/dossier-nachhaltigkeit
_ https://17ziele.de/
_ https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit/nachhaltigkeitsziele-sdgs
Die Trierer Umschau
Als Mensch, als Bürger*in bin ich auf einer Reise mit allen Menschen dieser Region, dieses Landes, dieser Welt. Wir sitzen vielleicht nicht alle im gleichen Boot, doch unsere individuellen Rettungsringe, mit denen wir „im Fluss“ sind (siehe oben) lassen uns keine andere Wahl, als uns zu verbinden zu einem Boot, das sich aus überlebenswilligen Rettungsringen formt.
Die Trierer Umschau will Momente der 17 Ziele aufgreifen. Will versuchen ein Podium der Anregung darzustellen. Will Augen öffnen. Wenn ich mir die zum Teil sehr unangenehmen Pressemeldungen des Deutschen Umwelthilfe (DUH) anschaue (vgl. auch https://www.duh.de/ ), dann muss ich mitunter über meinen eigenen Schatten springen (in Sachen Anerkennung) und mitunter eigene Urteile korrigieren. Auch das sehe ich als Möglichkeit der Trierer Umschau.
Zwang führt zu Trotzreaktionen
Ganz persönlich glaube ich nicht, dass Zwänge zum Ziel führen. Hierbei bin ich vielleicht Optimist. Doch Zwänge führen zu Gegenreaktionen, welche das vielleicht ideale Ziel des Zwangs zerstören. Deshalb erlaube ich mir meinen Optimismus, meinen Humanismus, meine Neugierde für Flora und Fauna, meinen Pazifismus, meinem Glauben an demokratische Strukturen.
War is over, if you want it
Das UN-Nachhaltigkeitsziel mit der Nummer 16 steht nicht an der 16. Wichtigkeitsstufe. Alle Ziele sind gleichwertig. Und der Song „Happy Xmas – War is over“ von John Lennon und Yoko Ono aus dem Jahr 1971 (vgl. https://www.youtube.com/watch?v=flA5ndOyZbI ) bringt das auf den Punkt, was für alles ausschlaggebend ist: „if you want it“ – „wenn Du es willst“.
Welche Handbremse benutzen wir?
Fahrradfahrer*innen kennen die Gefahr bei Gefälle. Benutze ich die rückwärtige Bremse, kann ich auch bei einer sehr steilen Abfahrt mein Fahren kontrollieren. Benutze ich allerdings die Vorderbremse ausschließlich, bremst das möglicherweise sehr gut, allerdings fliege ich mitsamt dem Rest des Fahrrades über den abgebremsten Vorderreifen auf mehr als nur meine Nase.
Dies Bild ist für mich sinnbildlich für den Weg der vor uns liegt. Ein abruptes Bremsen, ein Zwingen führt unweigerlich zu einem Unfall. Wir Menschen haben einen Kopf, der Worte produzieren kann. Worte sind immer die Basis für einen Austausch. Keine lauten Worte, die vermeintliche Dominanz und Mehrheit vortäuschen. Sondern überzeugende Worte. Der Austausch säht Gedanken. Miteinander bedeutet immer einen Konsens finden, der nicht mit Gewalt einhergehen soll, sondern mit Worten. Was Diplomatie auf internationaler Ebene definiert, sollte bereits im kleinsten Raum des Zusammenseins geübt werden. Ich nenne es Respekt. Und Respekt kennt keine Mehrheiten oder Minderheiten, keine Gender-Zuordnung, keine Nationalitäten, keine Dominanz, keine Rechthaberei. Wenn ich Zukunft mir wünsche, dann nehme ich die kleinen Finger der UN-Nachhaltigkeitsziele in fest in meine Hand.
Die Trierer Umschau freut sich auf die Zukunft und freut sich auch auf einen Austausch, Ihre Informationen wie auch auf Werbepartner*innen, die unsere Idee unterstützen.
Ihr Christoph Maisenbacher
Text: Christoph Maisenbacher – 10. August 2024
Foto: SUMITKUMAR SAHARE / sumitsahare – www. pixabay.com